Lichthügelgeschichten

#1 von petias , 05.07.2020 07:20

Neue Freunde

Wenn ich den Yoga- Kurs der Volkshochschule besuche, etwas vom Baumarkt benötige oder mit der Süd- Thüringen- Bahn verreisen will, gehe oder radle ich, je nach Wetter, vom Lichthügel aus über Waschdorf (der Name kommt vom Goldwaschen) durch den „Finsteren Grund“ hinauf durch den Wald nach Ernstthal. Bei der Rückkehr, besonders im Winter, ist es oft schon dunkel. Das bedeutet einen vier Kilometer langen Marsch, ohne Beleuchtung, durch Wald und Schnee.

Der finstere Grund ist so „finster“, dass es da nicht mal Handyempfang gibt. Als ich vor einiger Zeit auf der Rückreise von München mit dem letzten Zug, der kurz vor Mitternacht in Ernstthal ankommt, durch die verschneite und vereiste Schlucht in der Dunkelheit nach Hause stapfte, rutschte ich in der spiegelglatten Fahrrinne aus und fiel in den Straßengraben. Ich brach durch das dünne Eis und fühlte, wie das Wasser des Grabens in meine Kleidung kroch. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich, den Rucksack auf den Rücken geschnallt, wie ein umgefallener Käfer, zurück auf die Straße robben konnte. Das war nochmal gut gegangen! Ohne Handyempfang hätten Tage vergehen können, bevor da jemand vorbeigekommen wäre. Höchstens die Rotte Wildschweine, die mir nachts manchmal begegnet, hätte auf ihrem nächtlichen Streifzug die Stelle vielleicht passiert. Nicht gerade eine große Hilfe.

Es ist noch gar nicht lange her, da lauerte auf diesem Weg noch eine weitere Gefahr: Wenn man, kurz vor dem Bahnhof Ernstthal aus dem Wald kommt, muss man an einem einzeln stehenden Haus vorbei. Im Garten, direkt neben der Straße, sind drei Schäferhunde in Zwingern eingesperrt. Die kläffen und toben dann, froh um die Abwechslung, die so ein einsamer Wanderer oder Radler bringt, der es wagt, ihre Wachsamkeit auf die Probe zu stellen. Ich fragte mich, was wohl passieren würde, wenn diese drei Wachhunde, durch den langen Zwingeraufenthalt scharf geworden, mir in Freiheit begegnen würden.
Eines Abends, ich befand mich auf dem Heimweg von meiner Yogastunde, stand das Tor offen. Drei Männer, vermutlich Vater und Söhne, schraubten an einem Auto herum. Wo die Hunde wohl sein mochten? Da kam auch schon der der Erste angriffslustig auf mich zugeschossen. Er stieß mir mit der Schnauze in die Seite, packte knurrend meinen Unterarm, aber ohne fest zuzubeißen. Das hatte nichts Spielerisches, das war pure Angriffslust! Zum Glück mit Beißhemmung. Der ältere der drei Männer herrschte den Hund an, herzukommen. Mittlerweile schoben sich auch die anderen zwei bellend an mich heran. Zögerlich den wiederholten Befehlen ihres Herrchens nachkommend, zogen sie sich etwas von mir zurück und ich wagte es meinen Weg fortzusetzen. – Aber kaum drehte ich ihnen den Rücken zu, traf mich eine neue Attacke. Wieder blieb ich stehen, den Angreifern ins Gesicht blickend, in der Hoffnung, dass sie von Angesicht zu Angesicht etwas mehr Respekt zeigen würden. Ich bin sicher, sie hätte mich von hinten angegriffen. Nachdem sie mich eine Weile angebellt und angeknurrt hatten, beachteten sie zögerlich die erneuten Rufe ihres Herrn. Wieder setzte ich meinen Marsch fort, wachsam bleibend. Noch zweimal attackierte mich das kleine Rudel, sobald ich ihnen den Rücken zuwandte. Ich bewegte mich eine Weile rückwärts, sie mit dem Blick in Schach haltend. Endlich ließen sie von mir ab und ich konnte meinen Weg normal gehend fortsetzen. Minutenlang noch hörte ich sie kläffen. Mein Adrenalinpegel war stark angestiegen.
Eine Weile, strammen Schrittes den Hügel hinunter auf den „Finsteren Grund“ zu marschierend, führte ich in Gedanken feindselige Gespräche mit den Besitzern, drohte mit Anzeige. Oder ich berauschte mich an Gewaltfantasien, stellte mir vor, wie ich den forschesten Angreifer nach Schwarzenegger- Art umklammerte und ihm das Genick brach. Das zweite Monster bekam einen Fausthieb auf die Schnauze, wonach es winselnd von mir abließ. Das etwas zurückhaltendere, jüngere Weibchen trollte freiwillig davon. Einige hundert Meter weiter, war das Adrenalin schon ein wenig abgebaut. Ich dachte daran mir Tränengas zuzulegen, um mich bei nächster Gelegenheit wehren zu können. Als ich etwas später die malerische Eisenbahnbrücke unterquerte, war die Rage verraucht und ich wurde wieder zu dem vernünftig denkenden Tier- und Menschenfreund, der ich überwiegend bin. Tränengas für die Hunde und Drohungen an die Besitzer hätten die Lage nur weiter eskaliert. Eine Tränengasattacke wäre langfristig bestenfalls geeignet, die noch vorhandene Beißhemmung zu lösen. Die Hunde konnten nichts dafür. Kein Hund, den ich kannte, von Nachbarn, Freunden und Bekannten, hätten so reagiert. Hunde, die einen anbellen, wenn man an ihrem Gartenzaun vorbeigeht, verhalten sich in der Regel friedlich, wenn das Tor mal offensteht und sie heraus auf die Straße laufen können. Erst das Einsperren und Anketten sowie schlechte Behandlung machen einen Hund aggressiv. Andererseits, was würden die mit mir anstellen, wenn ich ihnen ohne die, wenn auch begrenzte Autorität ihres Besitzers, begegnen sollte?
Zwei Tage später, die Dämmerung hatte schon eingesetzt, befand ich mich wieder auf dem Rückweg vom Bahnhof Ernstthal. Der Gedanke an eine Konfrontation mit den Hunden veranlasste mich, das fragliche Anwesen zu umgehen, eine Böschung hinunterzuklettern und mich einige 100 Meter durch den Wald zu schlagen. Das, fand ich, war langfristig keine Lösung, zudem mit dem Rad nicht machbar. Wieder kreisten, auf dem Weg den Hügel hinunter, die Gedanken um den richtigen Umgang mit der Hundebedrohung. Das Wochenende zuvor hatte mich eine Freundin, ebenfalls Besitzerin dreier Hunde, mit denen ich aber bestens auskomme, zu einer Hundewanderung eingeladen.
Sie war Mitglied in einer Gruppe von Hundebesitzern, die sich einmal im Monat irgendwo in Thüringen oder Sachsen zu einer gemeinsamen Wanderung treffen. Diesmal waren 15 Hunde und 25 Menschen gekommen. Ich fand es erstaunlich, dass die Tiere sich so friedlich verhielten. Einen Menschen hätte keiner von denen angepöbelt. Ein seltenes Knurren eines Alphatieres galt höchstens einem Artgenossen, der etwas zu nahegekommen war. Obwohl meistens nicht angeleint, verhielten sie sich friedlich und kamen immer wieder auf ihren begrenzten Streifzügen zu ihren jeweiligen Menschen zurück, sich rückversichernd, dass sie noch da waren.
Eine Hundebesitzerin erzählte mir stolz von ihren Leckerlis, die sie selbst herstelle, und denen bislang noch kein Hund zu widerstehen in der Lage gewesen wäre. Selbst der nicht, der für gewöhnlich keine Leckerlis mochte. Sie kochte Leber und andere Innereien, drehte sie durch einen Fleischwolf und verbuk sie mit Haferflocken und Leinsamen im Backofen zu einem dünnen Fladen, den sie nach dem Abkühlen in mundgerechte Portionen zerteilte. Das Haus stank dann zwar stundenlang fast unausstehlich nach Innereien, wie sie mir erzählte, aber das Ergebnis schien für Hunde unwiderstehlich zu sein. Dieses geniale Rezept brachte mich auf den Gedanken, mich mit den drei Rabauken anzufreunden. Ich beschloss, immer wenn ich in die Verlegenheit kommen konnte, den drei Monstern zu begegnen, ein paar solcher Zauberkekse einzustecken.
Um sie herzustellen, benutzte ich vorsichtshalber einen extra für diesen Zweck gebauten Außenbackofen am Lagerfeuerplatz. Ich wollte vermeiden, dass mein Haus tagelang nach Innereien roch. Die erste Ladung war reichlich verbrannt, aber bald hatte ich den Dreh raus.
Zwei Wochen später führte mich der Heimweg wieder an dem Anwesen vorbei, das meine drei Widersacher bewachten. Wieder stand das Gartentor offen und die Zwinger waren leer. Bevor die Hunde mich bemerkten, kramte ich ein paar der Kekse aus der Tasche und nahm eines davon in meine, durch einen Ski- Handschuh geschützte rechte Hand. Kaum hatte er mich bemerkt, schoss der eifrigste der drei Hunde mir knurrend entgegen. Ich ging einen Schritt auf ihn zu, redete beruhigend auf ihn ein und hielt ihm meine Zauberwaffe vor die Nase. Er gebärdete sich weiter aggressiv, blieb aber auf Abstand. Ich warf ihn den Innereienkeks vor die Füße. Ohne mich aus den Augen zu lassen, schnupperte er daran. Das Ergebnis schien ihm zu gefallen, denn er fraß das Leckerli hastig auf.
Den zweiten Leckerbissen, den ich ihm entgegenhielt, nahm er mir, wenn auch vorsichtig und zögerlich, aus der Hand. Die beiden Kollegen waren inzwischen ebenfalls herangekommen. Sie zeigten deutlich weniger Stress und nahmen die Gabe mit spitzen Zähnen direkt von meiner Hand in ihr Maul. Der Anfang einer innigen Freundschaft war gemacht. Liebe geht eben durch den Magen!
„Niemand füttert meine Hunde außer mir!“ Der Hundebesitzer war dazugekommen. „Guten Abend! Jedes Mal, wenn ich hier vorbeikomme und ihre Hunde laufen frei, pöbeln sie mich an. Früher oder später hätten die mich gebissen. Was ist, wenn Sie mal nicht in der Nähe sind? Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder Sie halten ihre Hunde von der Straße fern, oder ich gebe ihnen ein Leckerli, damit sie mich nicht länger als Feind betrachten.“
„Woher weiß ich, dass Du sie nicht vergiften willst?“ „Vergiften?“, ich schaute ihn verstört an. Dann erzählte ich ihm von dem Schäfer- Colli Mischling Moses und der altdeutschen Schäferhündin Sarah, die in meiner Studentenzeit zusammen mit einigen Kommilitonen meine Mitbewohner gewesen waren. Moses war ein sehr hysterischer Hund. Oft bis tief in die Nacht hinein, schleuderte er seinen Fressnapf laut scheppernd durch die Gegend und bellte dazu mit einer nervösen hohen Stimme. Das musste einen Nachbarn sehr gestört haben. Ein mit Gift präparierter Köder flog über den Zaun. Aber Sahra war schneller und schnappte dem Freund und Rivalen in Sachen Futter, den Leckerbissen weg. Es folgten Tage schrecklicher Qualen. Der Tierarzt konnte die arme Sahra letztlich nur noch mit einer Todesspritze erlösen. Eine Obduktion bestätigte die Gifttheorie. Nie würde ich einem Tier so etwas antun! Das Einzige, was ich jemals vergiftet habe, waren Kopfläuse, die die Kinder aus der Schule mitgebracht hatten.
Meine Geschichte schien den Hundebesitzer zu überzeugen. Er verdächtigte mich nicht länger, ein Giftmörder zu sein. Fortan wechselten wir manchmal, während ich an seine Hunde meine speziellen, unwiderstehlichen Leckerlis verteilte, ein paar freundliche Worte. Im Geiste dankte ich der freundlichen Hundebesitzerin von der Hundewanderung. Das flaue Gefühl, das mich beschlichen hatte, immer wenn ich an dem Anwesen mit den drei Hunden vorbeigehen musste, wich einer Vorfreude auf die Begegnung mit den Tieren. Meine einzige Sorge war, dass ich die Kekse vergessen könnte. Aber selbst das verzeihen mir, wenn auch etwas enttäuscht, meine neuen Fans. – kann man je genug Freunde haben?


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RE: Lichthügelgeschichten

#2 von petias , 18.07.2020 09:15

Pferde

In meiner Kindheit waren Pferde magische Geschöpfe. Sie kamen in vielen dieser Geschichten und Filmen vor, die mich faszinierten. Der Held und sein Pferd. Oder das Pferd war selber der Held. Aber außer ein paar Runden im Kreislaufen, zusammen mit zehn anderen Pferden auf denen Kinder saßen wie ich, die auch mal reiten wollten, wie es auf Jahrmärkten oder im Tierpark angeboten wurde, gab es kaum praktische Berührungspunkte mit Pferden.

Aber das würde sich jetzt ändern. Gerade hatte ich einen Horrorumzug von München zum Lichthügel hinter mir. Einen Haushalt auflösen, an einem Ort, an dem die Familie seit fast 20 Jahren gewohnt hatte, ist keine Kleinigkeit. Die Kinder waren groß geworden und fast erwachsen. Sie behielten ihren Lebensmittelpunkt weiter in München. Aber ich zog nach Thüringen, in das kleinen Schiefergebirgshäuschen, das recht genau 100 Jahre älter ist als ich selbst. Das Haus stand auf einem Hektar Wiese. Am Hang. Am Hügel. Der Lichthügel. In ein paar Tagen würde ich nach Norden fahren, in die Nähe von Bremerhaven. Ein weiterer Umzug stand bevor. Ich würde die Birthe zum Lichthügel holen, mit Pferd und Hund und ihren Sachen. Ich vom Süden, sie vom Norden, wollten wir uns in der Mitte des Landes ein gemeinsames Leben einrichten. Auf dem Land mit Pferd und Hund.

Die paar Tage reichten kaum, den alten wackeligen Schuppen, der ans Haus angebaut war, soweit zu entrümpeln und umzubauen, dass der „Kleine“, so nannte Birthe ihr Pferd, weil es selbst für einen Araber eher klein gewachsen war, einen Unterstellplatz hatte. Zum Glück stand er auch in seinem jetzigen Zuhause nur im Offenstall und war nicht an einen richtigen geschlossenen Pferdestall gewöhnt. Außerdem musste noch eine kleine Koppel gebaut werden, als Auslauf und Weide für die ersten Tage.

Es war schon dämmrig, als wir mit den zwei Kastenwägen und dem Pferdeanhänger am Lichthügel ankamen. Ich rangierte den Anhänger so nah an die Weide, wie ich konnte, denn am Lichthügel enden die öffentlichen Straßen. Birthe bugsierte das müde und durch die stundenlange Fahrt leicht angeschlagene Tier irgendwie aus dem Anhänger. Stall und Auslauf waren zwar nah am Haus, aber um Zugang für ein Pferd zu finden, musste Birthe ihren Liebling den Feldweg hoch führen und den größten Teil des Grundstücks umrunden. Der Kleine nahm es als willkommene Bewegung. Er war froh aus dem engen, wackligen Gefängnis heraus zu sein und nahm auch das Futter gerne an. Streng überwacht wurde die Aktion von Yari, Birthes Hund und langjähriger Freund des Kleinen.

Ich hielt mich zunächst in ehrfurchtsvoller Entfernung von dem großen Tier. Der Name „Kleiner“ mochte in Bezug zu anderen Pferden seine Berechtigung haben, aber ich konnte den neuen Hausgenossen nur in Bezug zu mir selbst setzen. Und er war sehr viel größer und stärker als ich.

Unserer Hauptaufgabe für die nächsten Tage war der Koppelbau, damit das Tier eine Weide und Auslauf bekam. Was war das für eine Freude, als er aus der Enge des Stallareals dann hinauf auf die „Weide“ durfte. Minutenlang galoppierte er, immer am Zaun entlang, um sein neues Reich. Dann kam er wiehernd auf uns zu, bedankte sich für die neue Freiheit bei seiner Besitzerin und Freundin Birthe, mit der er, seit seiner Fohlenzeit, all die 16 Jahre seines Lebens verbracht hatte.

Birthe nahm ihre Aufgabe als Pferdebesitzerin sehr ernst. Der Kleine hatte immer Probleme mit seinen Hufen, die nicht so recht in den Griff zu bekommen waren. Kurz entschlossen hatte sie sich vor Jahren zu einer Huforthopädin ausbilden lassen und half damit nicht nur ihrem Pferd, sondern auch noch vielen anderen. Einige Jahre war das neben Hausfrau und Mutter ihr Nebenberuf, bis sie die körperlich sehr anspruchsvolle Tätigkeit wegen einer Rückenverletzung nicht mehr länger beruflich ausüben konnte.

Ich lebte jetzt mit einem Pferd! Langsam führte mich Birthe an die Fütterung und Betreuung ihres Lieblings heran, so dass ich sie schon mal vertreten konnte, wenn sie verhindert war. Ich genoss das sehr. Es machte mich ganz glücklich, wie bereitwillig sich das große Lauftier nacheinander die Beine hoch nehmen lies, und ich ihm seine Hufe auskratzen durfte. Er hätte mich spielend in die Ecke schleudern oder mich gar an der Wand zerquetschen könne aber er gestattete es mir vertrauensvoll, zwischen seinen Beinen herumzustochern, wenn ich den Stall ausmistete. Bald schon konnte ich auch unter ihn kriechen, z.B. um etwas aufzuheben, was mir unter ihn gefallen war. Ich lernte seinen Futtersack mit Heu voll zu stopfen und seinen Wassereimer so zu platzieren, dass er ihn nicht versehentlich umkippte. Ich lies ihn aus dem Stall auf die Weide, er kam von der Weide zurück, wenn ich ihn rief (zumindest wenn er Lust auf
Heu hatte) und ich durfte sein Halfter anlegen, um ihn zu führen.

Geritten wurde er nicht. Birthe hatte das zwar in früheren Jahren getan, aber dann damit aufgehört. Ich erfuhr, dass es nicht so ist, wie ich es bei der Fernsehsendung „Fury“ als Kind gesehen hatte, man ein Wildpferd einmalig zähmte, besser mit Liebe und Gewöhnung, denn mit Gewalt, und fortan konnte man das Tier dann Reiten. Ein Reitpferd muss gymnastiziert werden. Das bedeutet es muss für das Tragen eines Reiters trainieren, um die dafür nötigen Muskeln aufzubauen, damit es keinen Schaden nimmt.

Man bekommt Pferde dazu, durch Zwang, dem Besitzer zuliebe oder durch Bestechung einen Reiter zu tragen, aber das ist nicht selbstverständlich. Man muss die Pferde dazu zwingen, zumindest daran gewöhnen und durch tägliche Wiederholung das Erreichte erhalten. Freiwillig tragen Pferde keine Reiter. Natürlich streifen Herdentiere gerne
durch das Land. Wenn sie das sonst gar nicht können, lieber mit einem Reiter auf dem Rücken, als gar nicht. Aber es ist ihnen kein Bedürfnis, einen Reiter zu tragen. Wir Menschen können ja selber ganz gut laufen, wenn wir unserer Anlagen nicht verkümmern lassen. Und mit der Erfindung des Fahrrades haben wir eine fantastische (und mal wirklich nützliche) Probe unseres Geistes abgegeben, so dass wir es nicht nötig haben, eine andere Rasse dazu zu versklaven, uns zu tragen.

Ist das die extreme Ansicht eines Nichtreiters? Vielleicht! Jedenfalls war ich froh darum, dass der Kleine nicht geritten wurde. Aber die Frage nach der artgerechten Haltung offenbarte noch ein anderes Problem. Pferde sind Herdentiere. Auch wenn es möglich ist, ein einzelnes Tier zu halten, natürlich ist das nicht.

Wir sahen uns deshalb danach um, Gesellschaft für den Kleinen zu finden. Bei unseren Streifzügen durch die Gegend begegneten wir immer wieder einem Araber, der mal da, mal dort auf einem Stück eingezäunter Wiese stand, immer allein.

Der erschein als ein hoffnungsvoller Kandidat. Sein Besitzer war viel unterwegs als Zimmermann auf Baustellen im ganzen Land. Die Versorgung seines Pferdes „Centurio“
unter der Woche war nicht leicht für ihn zu organisieren. Er war sehr einverstanden, die Pferde zusammen auf der Weide stehen zu lassen, denn wir wollten uns gerne um deren Versorgung kümmern. Für zwei Pferde reichte unserer Weide nicht für das ganze Jahr. Es würde also nötig werden, dass wir die beiden reihum auch auf den Pachtflächen des Centurio grasen lassen. Aber zunächst sollten sie sich auf unserer Weide aneinander gewöhnen.

Was war das für eine Naturgewalt, als die beiden zum ersten Mal aufeinandertrafen. Der Kleine war ein Wallach, Centurio ein Hengst. Sie bekämpften und jagten sich, bedrohten sich mit Ausschlägen ihrer Hufe, die zum Glück meist nicht trafen. Es war wohl mehr eine Drohgeste. Aber wir Menschen hielten großen Abstand. Nicht auszudenken, wenn man zwischen die beiden Kontrahenten geraten würde. Sie vergaßen alles um sich herum. Centurio war der Stärkere. Der Kleine hatte eine harte Zeit. Hinten herum betrachtete Centurio ihn als Stute, von vorne als Hengst und Rivalen. Aber Birthe war sich sicher, dass es für beide besser war zusammen zu stehen, als jeder für sich. Ein paar Monate gingen ins Land, und sie schienen sich langsam aneinander zu gewöhnen.

Dann eines Tages, ich überprüfte gerade das Stromgerät für den Elektrozaun, warf sich der Kleine auf den Rücken und wälzte sich, die Beine in die Luft reckend hin und her. Nach einer Weile stand er wieder auf. Hat er sich nur den Rücken gekratzt? Kurze Zeit darauf, dasselbe Spiel. Er durchbrach den Elektrozaun und wäre beinahe den Abhang hinuntergepurzelt. Ein sonderbares Verhalten. Ich reparierte den Elektrozaun und gab dann Birthe bescheid. Die Expertin sah sich das eine Weile an. In unregelmäßigen Abständen wiederholte der kleine sein Verhalten. Schließlich wandten wir uns an die örtlichen Tierärztinnen. Eine Mutter mit zwei Töchtern, alle drei Tierärzte.

Die Mutter mit einer Tochter kamen zum „Hausbesuch“ und begutachteten den Patienten auf der Weide. Centurio hatte sich zurückgezogen und graste abseits. Der Kleine lag jetzt meist auf dem Boden. Nur noch manchmal stand er auf und ließ sich auf der Weide auf und ab führen. Die Tierärztinnen vermuteten eine Darmverschlingung und versuchten den Darm durch Eindringen mit dem Arm durch den After, zu entwirren.

Das misslang. Sie verordneten Medikamente, vor allem Schmerzmittel, machten aber wenig Hoffnung auf einen guten Ausgang. Selbst bei einer Operation in einer Tierklinik, zu Kosten, die wir uns gar nicht hätten leisten können, standen die Überlebenschancen nur bei etwa 15%. Auch im Erfolgsfall würde das Tier, nach langem Klinikaufenthalt, nicht mehr dasselbe sein.

Beim zweiten Besuch empfahlen die Ärztinnen, das Tier einschläfern zu lassen. Wir konnten uns nicht dazu entschließen. Der Kleine schien keine offensichtlichen Schmerzen zu haben und stand immerhin noch ab und zu auf und ließ sich herumführen. Wir wollten an die Selbstheilungskräfte der Natur oder an ein Wunder glauben.

Centurio hatten wir auf einen anderen Abschnitt der Weide gebracht, um die Ruhe des Kleinen zu sichern. Aber der schien völlig desinteressiert. Ich hatte das Gefühl, er wusste genau, wie es um seinen Weidegefährten stand. Birthe und ich wechselten uns bei der Nachtwache ab. Als ich sie in den Morgenstunden ablösen wollte, war der Kleine gestorben. Ich hatte Birthe noch nie so gesehen. Gefasst, müde und unendlich traurig. Wir breiteten eine Decke über das auf der Seite liegende Tier. Die Beine waren lang ausgestreckt.

Ich recherchierte im Internet, was jetzt zu machen wäre. Die gesetzlichen Bestimmungen waren eindeutig. Wir waren verpflichtet, das Tier von einer vom Staat beauftragten Tierverwertungsfirma abholen zu lassen. Ich rief da an. Der Sattelschlepper, der die toten Tiere abholen würde, konnte nicht zu uns auf den Hügel fahren. Die Straße war zu eng und es gab keine Wendemöglichkeit. Es musste ein Bauer gefunden werden, der mit seinem Traktor den Kleinen den Hügel hinunter zu einem großen Parkplatz brachte, wo er verladen werden konnte.

Das Bild, wie der langjährige Freund mit den Beinen befestigt, langgestreckt durch das eigene Körpergewicht, durch die Fahrbewegungen pendelnd vom hochgefahrenen Frontlader hing, war Birthe unerträglich. Unten im Tal angekommen würde er in den Lastwagen geworfen, zu den anderen Kadavern toter Tiere, um, am Ende der gruseligen Fahrt in einer Fabrik zu Brennstoff verarbeitet zu werden. Die Alternative dazu, als Brennstoff zu enden, wäre ein privater Tierfriedhof gewesen, der das Problem des unwürdigen Transportes jedoch auch nicht gelöst hätte.

Nach einigen Überlegungen und weiteren Recherchen entschloss ich mich, den Kleinen, die gesetzlichen Vorschriften missachtend, auf meinem Grundstück zu bestatten.

Wir wollten möglichst wenig Aufsehen erregen, keine dritten einweihen. Also keinen Bagger engagieren, der das Loch ausheben würde. Außerdem war Freitag, praktisch schon Wochenende. Wir gruben, in drei Tagen intensiver Arbeit mit unseren Gartengeräten, ein Loch, zwei Meter tief und groß genug, um den Pferdkörper seitlich liegend mit ausgestreckten Beinen aufnehmen zu können. Da wir das schwere Tier nicht bewegen konnten, gruben wir das Loch unmittelbar neben seinem toten Körper, so dass wir ihn, nur durch Drehen, mit den Beinen als Hebel, in den Abgrund bugsieren konnten.

Der Untergrund ist sehr steinig. Große flache Gesteinsbrocken, wie im Schiefergebirge üblich machten das Graben zur Qual. Ich spürte noch Tage danach jeden meiner Muskeln und Knochen.
Erstaunlicherweise kam die ganze Zeit kein Spaziergänger vorbei und unserer Aktion bleib von den Mitbewohnern des Dorfes unbeachtet. Die Tierärztinnen wurden nicht aktiv. Es besteht zwar Meldepflicht, beim Tod eines Großtieres, aber zum Zeitpunkt des Todes war ja kein Tierarzt zugegen.

Wir legten Steine auf das Grab und pflanzten Büsche und Bäume drum herum. Es wird noch Jahre dauern, bis die groß sind. Es sollte für Spaziergänger aussehen wie ein
lauschiger Sitzplatz im Garten. Aber tatsächlich planten wir, den Platz zu einer würdigen letzten Ruhestätte für unseren Tierfreund zu entwickeln.

Einige Monate später ergriff Birthe die Möglichkeit eine Ausbildung zur Heilpraktikerin in einer Internatsschule im Norden des Landes, da wo sie hergekommen war, zu beginnen. Hätte ihr Pferd noch gelebt, hätte sie das nicht gemacht. So hatte der Tod des Kleinen ihr den Weg in eine neue Karriere geebnet. Wer weiß schon, wie und nach welchen Regeln die komplexen Vorgänge des Geschehens ablaufen?

Unser gemeinsames Leben, das wir uns so rosig ausgemalt hatten, war damit auch zu Ende. Die ersten Ferien, die Sommerferien, die Birthe am Lichthügel verbrachte waren noch sehr harmonisch. Bereits in den Weihnachtsferien gab es eine erste Krise.
Die Osterferien brachten die Trennung.

Ich, der ich zurückblieb, noch immer ein Neuling in Sachen Pferdehaltung, half dem Besitzer des Centurio bei der Betreuung seines Pferdes, wenn er unter der Woche auf auswärtigen Baustellen arbeitete. Ich verband meinen Morgenlauf mit einem Besuch bei dem ehemaligen Weidegenossen des Kleinen, füllte seinen Wassertrog, mistete im Winter seinen Offenstall und gab ihm Heu und Hafer. Auch er wuchs mir ans Herz.

Fast genau ein Jahr nach dem Tod des Kleinen führte mich mein Morgenlauf am Stall von Centurio vorbei. Sein Herr, der Peter, mittlerweile waren wir Freunde geworden, hatte Urlaub und kümmerte sich selbst um die Betreuung seines Pferdes, war aber im Moment nicht da. Centurio lag am Boden. Er versuchte aufzustehen, was ihm aber nicht gelingen wollte. Ich war sofort alarmiert, versuchte, ihm hoch zu helfen, aber ohne Erfolg.
Ich rief den Peter an. Er kam eine viertel Stunde später. Auch zusammen gelang es uns nicht, den Centurio auf die Beine zu bringen. Er lag ein wenig am Hang, mit dem Kopf nach unten. Ich holte von Zuhause einen Spaten, um etwas Erde abzugraben, in der Hoffnung, dass er leichter aufstehen könnte. Meine Nachbarin, die immer vor der Haustür neben der Straße sitzt, hatte Besuch. Man fragte mich, wo ich denn mit dem Spaten hingehe würde. Ich erzählte ihnen von dem kranken Pferd.

Die Idee mit dem Spaten führte leider auch nicht zum Erfolg. Peter hatte die Tierärztin geholt. Das Hinterteil des Pferdes war gelähmt. Es gab keine Hoffnung. Schon bald würde das Tier durch das Liegen ersticken. Das eigene Körpergewicht würde die Lungen kollabieren lassen. Centurio musste eingeschläfert werden.

Ich war erschreckt, wie lange das Sterben dauerte und wie sehr sich der Patient gegen den Tod wehrte. Der Todeskampf dauerte zwar nur ein paar Minuten, aber Zeit ist relativ. Für mich waren es die längsten paar Minuten, die ich je erlebt hatte.

Peter hatte die Probleme mit der Tierkadaververwertung nicht. Die Tierärztin informierte die Behörden. Peter informierte ordnungsgemäß die Vertragsfirma, und am nächsten Morgen wurde der leblose Körper abgeholt.

Einen weiteren Tag später, klingelte es an meiner Tür. Eine Frau vom Veterinäramt zeigte mir ihren Ausweis. Sie fragte nach meinem Pferd, und dass ich es wohl illegal begraben hätte. Ich hatte mittlerweile nicht mehr mit Ärger seitens der Behörden gerechnet. Und fragte, was passieren würde, wenn es denn so wäre.

Sie meinte, das Pferd würde ausgegraben werden und der ordentlichen Verwertung zugeführt. „Nach einem Jahr?“, fragte ich. „Ist das denn sinnvoll und notwendig?“

Es stellte sich heraus, dass es gar nicht um den Kleinen ging. Die Nachbarn hatten der Behörde gemeldet, dass ich mit meinem Spaten das kürzlich gestorbene Pferd illegalerweise vergraben hätte. Ich klärte den Irrtum auf. Was den Kleinen anging, versuchte ich erst gar nicht, den Vorgang zu vertuschen. Ich zeigte ihr das Grab und erklärte die Umstände, nannte die Gründe. Es drohten bis zu 15 000€ Strafe.

Zwei Tage später kam sie mit einer Kollegin wieder. Beide sahen sich die Stelle nochmal an. Es war kein Haus oder Bach in der Nähe, die hätten Schaden nehmen können. Die Behörde sah davon ab, eine Exhumierung vorzunehmen. Keine akute Gefahr ging von dem Grab aus. Natürlich bleib die Ordnungswidrigkeit. Sehr beeindruckt war die Dame davon, dass wir das Tier mit der Hand in drei Tagen Arbeit vergraben hatten.

Allein das machte sie sicher, dass ich das nicht nochmal machen würde. Schließlich kam ich mit einem Bußgeld von knapp 200€ davon.

Ich war sehr erleichtert. Jetzt konnte ich zu dem Grab stehen, jedem davon erzählen, darüber schreiben. Das Damoklesschwert meiner ungesetzlichen Handlung war herabgestürzt und hatte mich nur ganz leicht gestreift. Und der Kleine hatte endgültig seine letzte Ruhestatt gefunden.


Ich habe mich seither von Pferden fern gehalten. Was mag es bedeuten, dass zwei der edlen Tiere, an deren Betreuung ich mich beteiligt hatte, binnen Jahresfrist gestorben waren. Vermutlich gar nichts, aber ein mulmiges Gefühl will einfach nicht weichen.


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RE: Lichthügelgeschichten

#3 von petias , 21.11.2021 11:53

Von Kartoffeln, Mäusen und Katzen

2021 war kein gutes Kartoffeljahr gewesen. Für die beachtliche Anbaufläche waren die Ernteerträge überschaubar. Es gab viele kleine und sehr kleine Vertreter dieser nahrhaften Knollen und mehr schlechte Stellen als in den vorhergehenden Jahren.

Wir hatten die Kartoffelernte in Kisten gelegt und diese im Lagerraum gestapelt. Okay hatte extra zwei neue gebaut aus wetterfesten Lärchenholz, das vom Bau des Fahrradschuppens vor ein paar Jahren übriggeblieben war und im Bauholzschuppen auf neue Verwendung gewartet hatte.

Gestern war es wieder mal Zeit geworden, die oberste Kiste war bereits leer gegessen, den Bestand durchzusuchen, umzuschichten und eventuell faule und sich zersetzende Exemplare zu entfernen.
Oh Schreck: In die beiden großen unteren Kisten waren offensichtlich Mäuse eingedrungen und hatten einige der Knollen angeknabbert, auf andere gekotet und uriniert und wer weiß was sonst noch.

Abwischen, umsortieren, aussortieren, verteilen auf Eimer bestimmt für die Schafe, den Komposthaufen, zum alsbaldigen Verbrauch und dann die Gereinigten und Geretteten in frisch gesäuberte Kisten packen - ich war ein paar Stunden mit wachsendem Ärger zugange. Schließlich hatten wir zwei Katzen in unsere Gemeinschaft aufgenommen. Was machte die eigentlich den ganzen Tag?

Pünktlich zum Abendessen um 16 Uhr erschienen die beiden Raubtiere zur gewohnten Fütterung.

Aber anstatt mit den gewohnten Leckereien erwartete ich die beiden Damen mit verschränkten Armen und ernster Miene. Ich bedeutete ihnen Platz zu nehmen und sich noch etwas zu gedulden.

Nach einigen aufgeregten Sprüngen auf die Spüle, zurück zum Boden und ungeduldigem Schnuppern an den leeren Futterschüsseln dämmerte es Flecki und Wanda, dass es mir ernst war. Mit schicksalergebenen Blick übten sich die geborenen Ansitzjäger in Geduld, setzten sich auf ihr Hinterteil und blickten mich erwartungsvoll an.

Ich räusperte mich im Bewusstsein der gewichtigen Worte, die ich mich anschickte an die erwartungsvoll dreinblickenden Damen des Hauses zu richten:

„Liebe Katzen“, begann ich.
„Jeder in unserer Gemeinschaft hat seine Aufgaben. Eure ist es, Mäuse zu fangen!“

„Aber das machen wir", rief Flecki empört dazwischen. „Täglich sogar mehrere!“

„Genau!“, stimmt Wanda ihr zu. „Und Vögel und Echsen!“

„Sogar einen Eichkater habe ich schon gefangen“, nahm Flecki den Faden wieder auf.

„Und ich einen gigantischen Maulwurf“, ließ Wanda sich nicht lumpen.

„Geduld meine Damen!“
Ich streckte ihnen abwehrend meine beiden Handflächen entgegen.

„Ihr wisst, was ich von Vögeln und Echsen halte. Und Eichhörnchen gehen schon mal gar nicht! Bleibt bei Mäusen und meinetwegen noch hin und wieder mal einen Maulwurf!
Aber euere eigentliche Aufgabe ist es Mäuse zu fangen. In erster Linie die im Haus und ganz besonders die in der Vorratskammer! Aber anstatt dort die Mäuse zu vertilgen, schleppt ihr täglich noch lebende von draußen herein, macht mit vollem Munde kreischend auf euch aufmerksam und lasst euch feiern.
Beim Anschließenden Spielen mit der Beute entkommt euch immer wieder mal ein solches Tier und das versteckt sich dann irgendwo hinter Möbeln und wo immer.“

„Nein!“, riefen beide wie aus einem Mund. „Wir erwischen sie alle!“

„Und was war mit der Maus, die sich neulich in die unterste Schublade meines Schreibtisches gerettet hat? Ich musste die Schublade öffnen und zur Hälfte ausräumen, bevor das Mäuschen herausgesprungen ist und ihr die Jagd wieder aufnehmen konntet. Habt ihr sie letztendlich erwischt und gefressen?“

„Klar!“, brüstete sich Wanda. Uns entkommt keine Maus!“

„Und was ist mit dem halb verwesten Vogel, den mich neulich ein penetranter Geruch hinter dem Aktenschrank hat finden lassen?

„Mäuse und Vögel sind nun einmal kleiner als Katzen!“, gab Flecki etwas kleinlaut zu. An manche Verstecke kommen wir nun mal nicht ran.“

„Das gilt dann wohl auch für die Kartoffelkisten, in denen eine ganze Kolonie von Mäusen offensichtlich seit Wochen ihr Unwesen getrieben hat?“, trumpfte ich siegesgewiss auf!

„Ach die“, Wanda schien genau zu wissen, wovon ich sprach.

„Ist dir nicht aufgefallen, dass wir beide immer wieder in der Vorratskammer auf der Lauer liegen und da auch schon so manche Beute gemacht haben?“

"Aber die Griffmulden der Kisten sind gerade so groß, dass Mäuse da reinkrabbeln können und viel zu klein für Katzen!“, pflichtete Flecki ihr bei.

„Schließlich sind wir imposante Erscheinungen!“

Alles klar, ich war also selbst dran schuld. Ärgerlich schüttelte ich den Kopf. Aber je länger ich darüber nachdachte, desto mehr musste ich den mächtigen Raubtieren recht geben.

Nachdenklich händigte ich ihnen ihre Abendmahlzeit aus und macht mich daran, die Griffmulden an den Kisten zu verschließen.

Als ich damit fertig war lagen die menschenfreundlichen Raubtiere zufrieden auf ihren Lieblingsplätzen, Flecki im Schaukelstuhl und Wanda in der Kiste mit den noch grünen Tomaten, die auf dem Tisch zum Nachreifen standen, und putzten sich Gesicht und Fell.


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Lichthügelgeschichten

#4 von petias , 06.12.2021 09:47

Die Magie des Holzhackens - magisches Holz

Winterzeit – Holzmachzeit!
Wenn der Garten bis auf das Wintergemüse abgeerntet ist, die Beete für den Winter vorbereitet sind, die Außen- Bauarbeiten für dieses Jahr abgeschossen werden konnten oder es zwangsläufig witterungsbedingt mussten, dann beginnt die Zeit der Aufstockung der Holzvorräte für die nächsten Winter.

Selbstversorgung ist nicht „Just in Time“, das ist vorausschauende Planung! Die Pflänzchen für die Frühbeete müssen bereits im Winter gezogen werden. Das Gemüse und das Obst, das man im Winter bis in das Frühjahr und teilweise bis zur nächsten Ernte im Herbst hinein essen möchte, muss im Gartenjahr davor großgezogen, geerntet und eingelagert, eingefroren, milchsauervergoren, getrocknet und eingekocht werden.

Das Feuerholz, das die kalte Jahreszeit anheimelnd und gemütlich macht will für den nächsten besser übernächsten Winter gewonnen werden. Ein guter Teil unseres Feuerholzes auf dem Lichthügel ist Totholz. Stammt von abgestorbenen ausgetrockneten Bäumen. Aber wenn das auf dem Boden liegt, kann es sich voll Wasser saugen, das vom Regen und der Bodenfeuchte herstammt. Frisch geschnittenes Holz von lebenden Bäumen hat noch seine natürliche Feuchte in sich. Deshalb ist bewährte und gute Bauerntradition, Holz im Winter zu schlagen, wenn die Lebenssäfte zurück in die Wurzeln und den Waldboden fließen, die Blätter ausgetrocknet und abgeworfen sind, und vor allem das Landwirtschaftsjahr in unseren Breiten die Zeit dafür gewährt, die Holzarbeit in den Winter zu verlegen.

Ein Wenig magisch anmuten mag die alte Bauernregel, dass die Bäume um die Weihnachtszeit herum ca. zwei Wochen nach Vollmond gefällt werden sollen. Das so gewonnene Holz wird Mondholz genannt. Dem Mondholz wird nachgesagt, dass es besonders trocken, schwindarm, rissfrei, verwindungsstabil, unempfindlich gegen Fäulnis oder Insektenbefall generell witterungsbeständiger sei. Bis auf die Trockenheit sind diese Eigenschaften vor allem für Bau- und Möbelholz von Bedeutung.

Der Mond hat großen Einfluss auf die Erde, was man vielleicht am deutlichsten an den Gezeiten der Meere erkennen kann. Der abnehmende Mond erleichtert das Abnehmen, die Ausscheidung, die Geburt, Operationen und auch die Entwässerung des Holzes. Zwei Wochen nach Vollmond, also nahe dem Neumond, ist dieser Effekt am größten.

Das Holzhacken ist nicht so eng an die Mondphasen gebunden, aber hat seine eigene Magie!
Noch recht gut erklärlich ist es mir, dass der Behälter, den ich am Tag zuvor randvoll mit frisch gehackten Holzscheiten angefüllt hatte, am darauffolgenden Nachmittag, wie durch Zauberhand wieder völlig leer ist. Habe ich doch Mitbewohner Christian wiederholt erwischt, wie er meine Vormittage am Computer heimlich ausnützt, besagten Behälter zu entleeren und die Scheite in einen der luftigen Holzschuppen kunstgerecht und einsturzsicher zu stapeln.

Gar keinen Reim - und ich mache mir so manchen Reim - konnte ich mir aus folgender Erfahrung machen:
Da hacke ich mit der durch jahrelange Übung erworbener Schlagkraft und Treffsicherheit so manches Stück Ast oder Stamm, bis ein verhextes Teil mir auf den Hackstock springt, meist ein eher dünner Ast, den meine Axt einfach nicht treffen kann. Mal saust sie rechts vorbei, mal links, möglicherweise einen kleinen Spahn abschlagend und das widerspenstige Stück Ast saust auf der gegenüberliegenden Seite davon. Der präzise Schlag in die Mitte will einfach nicht gelingen. Entnervt gebe ich auf und werfe das zum Glück recht dünne Stück Ast ungehackt in den Auffangbehälter, im Vertrauen darauf, dass es auch so brennen wird.

Irgendein Geheimnis musste doch dahinterstecken, dass ich manche Äste einfach nicht mit der Axt spalten konnte. Je mehr ich mir darüber das Gehirn zermarterte, desto klarer wurde es mir: das ist Magie!

Da Magie häufig was mit dem Mond zu tun hat, beschloss ich mich in der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember, einer Neumondnacht, auf die Lauer zu legen.
Die Nacht war trüb und dunkel und reichlich kalt. Laut Kalender war die Minute des Neumonds 8.43 Uhr. Ich hielt es für das Wahrscheinlichste, das die Magie am ehesten beim ersten Morgenlicht kurz vor Ablauf der abnehmenden Mondphase ihre Wirkung entfalten würde. So legte ich mich noch ein paar Stunden aufs Ohr und stellte mir den Wecker auf 7 Uhr. Noch war es dunkel. Der Sonnenaufgang war um 8:01 Uhr zu erwarten. Aber bereits einige Zeit vorher begann es zu dämmern. Ich zog mich also warm an und schlich noch reichlich schlaftrunken von der Schlafhütte hinunter zum Holzplatz und versteckt mich hinter dem nächstgelegenen Brennholzschuppen, den Hackstock und das hackbereite Holz drum herum im Blick. Nach einer guten Viertelstunde fing es an trotz Mütze und Handschuhe lähmend kalt zu werden.

Ich wollte schon resigniert aufgeben, da sah ich im schräg gegenüber meiner Position, etwas höher gelegenen Bauholzschuppen etwas Weißes blitzen. Sofort war die Kälte vergessen und ich strengte, den Atem anhaltend, meine Augen an, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Ach Flecki! Das war nur eine unserer Katzen, die vermutlich auf Mäusejagd war. Tatsächlich hatte sie den Rücken hochgezogen und starrte mit jagdbereitem Blick auf den unterhalb ihres Versteckes liegenden Holzplatz.

Unwillkürlich folgte ich mit meinen Augen ihrem Blick und sah – einen kleinen Gartenzwerg auf dem Hackstock sitzen! Nun, ein Gartenzwerg ist die volkstümliche Nachbildung eines Wichtelmännchens, die es früher angeblich in jedem Haushalt gegeben hatte. Tatsächlich sah der Wichtel einem Gartenzwerg erstaunlich ähnlich. Der spitze Hut, der weiße Bart – nur sein Mantel war nicht rot, sondern von einem verwaschenen Grün, das eher verbarg, als auf sich aufmerksam zu machen. Der Wichtel zog an einer Pfeife und blies Rauchringe in die Luft. Er schien sich mit jemandem zu unterhalten.

Verstehen konnte ich nichts von dem, was er zu erzählen schien, so sehr ich meine Ohren auch spitzen mochte.
Flecki hatte den Bauholzschuppen verlassen und pirschte sich mit eingezogenen Schultern und weit aufgerissenen Augen, denen auch in der Dämmerung sicher nichts entging, an den Hackstock mit dem Wichtel darauf bedrohlich heran.

Ich erschrak! Die wird doch nicht den Wichtel fressen wollen. Das würde dann wohl auf ewig Unglück bringen für Haus und Hof, und die Menschen, die darin lebten. Das wäre so ähnlich gewesen, wie wenn man einen hundert Jahre alten Hollerbusch, der den Hof eben solange beschützt hatte einfach ausgerissen hätte, nur um einen Rosenbusch an seine Stelle zu pflanzen!

Schon setzte Flecki zum Sprung an: "Halt!", schrie ich und stürzte aus meinem Versteck hervor. Flecki und der Wichtel sahen erschrocken zu mir herüber. Bis ich die Szene mit ein paar Sätzen erreichte, war der Wichtel verschwunden.
"Jetzt hat er sich unsichtbar gemacht und ist entwischt!", beschwerte sich Flecki mit vorwurfsvollem Ton. „Du ahnst gar nicht, wie lange ich gebraucht habe, das komische schwanzlose Eichhörnchen zu stellen!“
"Das ist kein schwanzloses Eichhörnchen, sondern ein Wichtel! Du hättest für immer und ewig Unheil über uns gebracht, wenn du ihn gefressen hättest. Außerdem sollst du auch keine Eichhörnchen jagen!"
Mir steckte der Schreck noch immer in den Gliedern.
"Du bist undankbar", beschwerte sich Felcki. "Der Bösewicht hat das Holz verzaubert, damit du es mit der Axt nicht treffen sollst. Ich habe extra gewartet, bis er zaubert, weil er da sichtbar ist."
"Und warum macht er sowas?“, fragte ich Flecki.
"Er ist mit dem Holz befreundet. Er redet auch mit ihm. Er wollte es vor dir schützen!"
"Und warum treffe ich nur die dünnen Äste nicht?“, fragte ich die kluge Katze.
"Vielleicht weil es nur ein kleines komisches Eichhörnchen ist und seine Zauberkraft nur für dünne Äste reicht?", schlug Flecki vor.

Klang logisch. Mal sehen, ob wir den holzfreundlichen Wichtel diesmal davon hatten abhalten können, die Scheite zu verzaubern.

Für jetzt jedenfalls gingen wir zurück zum Haus, wo Wanda schon wartete. Ich fütterte die Raubtiere. Eine kleine Extraportion Futter besänftigte sogar Flecki!


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zuletzt bearbeitet 08.12.2021 | Top

RE: Lichthügelgeschichten

#5 von petias , 16.11.2022 14:07

Thai-Massage

Seit Tagen habe ich bei manchen Bewegungen, besonders unter Last, Schmerzen im Rücken. Bruno war dabei, als ich danach gefragt, wovon, rückblickend feststellte, dass der Schmerz in die Zeit des Dachdeckens seines Hauses zurückreichte.

Kurz darauf überreichte er mir einen Gutschein über eine Stunde Thai-Massage in SIRINDA'S original Thaimassage Shop. "Tu deinem Körper etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen", forderte mich Sirinda mit gefalteten Händen freundlich lächelnd aus ihrem Gutschein heraus auf.

Na dann: ich machte einen Termin. Ja, man könnte die Stunde auch auf zwei halbe Stunden aufteilen. Termine waren kein Problem. Gleich am nächsten Tag bekam ich den Ersten. Das Wetter war schön und ich fuhr mit dem Fahrrad nach Geiersthal. Der Boden vor ihrem Laden war abschüssig, und es dauerte eine Weile, bis ich eine stabile Position für mein Fahrrad gefunden hatte. Ich betrat den Laden.

"Guten Morgen, kommen sie herein", forderte mich Sirinda freundlich lächelnd auf. Ich durfte meine Jacke gleich neben der Türe an einen Ständer hängen und wurde durch das Wartezimmer mit Buchungsdesk in das Behandlungszimmer geleitet. Es gab eine breite Liege und einen ausladenden Sessel, über den eine dicke Decke gelegt war. Der Sessel diente als Kleiderständer. Sirinda forderte mich auf, den Oberkörper freizumachen, und mich auf die Liege zu legen. Ich hatte wohl ein wenig verwundert gekuckt, denn Wikipedia hatte behauptet:
"Die Thai-Massage findet bekleidet auf einer Bodenmatte statt".

Sirinda missdeutete meine Verwunderung und meinte, dass ich nur eine halbe Sunde gebucht hätte, da wäre nur Zeit für den Rücken. Meine Hose müsste ich nur bei einer Ganzkörpermassage ausziehen.

Ich legte mich also auf die Liege, mit dem Gesicht auf ein Kissen mit Loch, das offensichtlich für das Gesicht gedacht war. Das Loch führte durch die Liege hindurch, zeigte Teile des Lattenrostes und einen Ausschnitt des Fußbodens. Gerade wollte sich mein Blick an einer schadhaften Stelle des Bodenbelages festsaugen, da ging das Licht aus. Nur der Schein einer Kerze verbreitete schummriges Licht, zu dunkel, um Details auf dem Fußboden zu erkennen.

Eine Warme Flüssigkeit wurde mir auf den Rücken gegossen, angewärmtes Massageöl vermutete ich, und Sirinda begann es in meinen Rücken zu reiben und zunächst meine linke Schulter und Rückenpartie zu bearbeitet. Die Thai-Lady war auf die Liege geklettert und kniete über mir, aber nicht auf meinen Beinen oder Po sitzend, wie man vermuten könnte, sondern sie schaffte es so über mir zu kauern, dass sie mich nur mit ihren Händen berührte. Nach minutenlangem stummem Arbeiten fragte sie mich, ob alles gut sei. Mein: „Sehr schön, ich genieße es!“, schien sie zu freuen, und sie machte mit deutlich belebterem Druck weiter. Der Schmerz saß rechts. Ich hatte sie am Anfang kurz darauf hingewiesen. Ich befürchtete, dass sie meine Bemerkung dazu veranlasst haben könnte, mich nur links zu massieren, aber die letzten zehn Minuten widmete sie sich der kritischen Seite. Kein Schmerz zu spüren. Nach der Massage knipste sie wieder das Licht an und ließ mich allein zurück. Im Vorraum hatte sich eine neue Klientin eingefunden. Die beiden Damen begrüßten sich lautstark.

Wieder angezogen trat auch ich in den Vorraum, und reichte Sirinda, hinter ihrem Bürotisch sitzend, meinen Gutschein. Sie strich die halbe Stunde ab und füllte mir ein Zehnerkarte aus, in der sie den heutigen und gleich den nächsten Termin eintrug. Den hatte sie schon für den nächsten Tag festgelegt.

„Nach zehn Massagen gibt es eine umsonst, ein gutes Angebot“, versicherte mir die Geschäftsfrau.

Zum Abschied, die neue Klientin schon in den Behandlungsraum geleitend, eröffnete sie mir noch, dass sie mich aufgrund meines Alters recht schonend behandelt hätte. Alte Leute, meinte sie, würden immer wieder darüber klagen, dass sie noch drei Tage nach der Massage Schmerzen hätten. Bevor ich etwas erwidern konnte, war ich schon alleine in dem Empfangsraum. Achselzuckend verließ ich den Raum und bestieg mein Fahrrad.


Am nächsten Morgen regnete es, und ich war zu Fuß gekommen, leicht durchnässt. Sirinda erwartete mich schon freundlich lächelnd. Sie fragte mich, ob ich denn Schmerzen hätte.
Ich verneinte wahrheitsgemäß und fragte sie, ob sie sich vorstellen könne, z.B. indem sie die Augen schlösse, dass ich ein junger Mann wäre, den man mit mehr Kraft behandeln könnte. Es schien ihr zu gelingen. Nach fünf Minuten dachte ich mir, dass ich ihre Imagination besser auf einen Mann mittleren Alters gelenkt hätte, aber dann zwang ich mich zur Entspannung und es tat sehr gut. Ich fragte Sirinda, ob sie auf meiner rechten Rückenseite eine Verspannung fühlen könne, was sie verneinte. Aber sie widmete sich diesmal verstärkt dieser Seite. Auch meine Arme bezog sie in die Massage mit ein und dehnte sie sanft nach hinten.

Ich lobte sie, ob ihrer Technik, was das Eis zu brechen schien. Sie erzählte mir von Thailand, wie sie ihren deutschen Mann kennen lernte, fragte mich wo ich wohne, erzählte mir von ihrem Urlaub ab 28. Dezember für zwei Monate. Natürlich führen sie nach Thailand, die Familie besuchen.

Die Zeit verflog und wieder wartete die Dame von gestern im Vorraum. Auch sie begrüßte mich diesmal wie einen alten Bekannten. Sirinda forderte mich zum Abschied auf, bald zwecks Vergabe eines neuen Termins anzurufen. Ihren Prospekt hätte ich ja.


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zuletzt bearbeitet 16.11.2022 | Top

RE: Lichthügelgeschichten

#6 von Sukowa , 22.11.2022 07:36

Pferde -- Ich habe auch 2 Pferde. Davor hatte ich drei weitere (immer nacheinander). Pferde sind wunderbare Geschöpfe.

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