Artensterben

#1 von petias , 26.02.2023 12:02

"Den Klimawandel können wir als Menschheit überleben, das Artensterben nicht!", sagt Harald Lesch in seinem neuen Lesch Kosmos (Ausstrahlung 28.2.23 - aber schon jetzt in der Mediathek)

Er bringt das Beispiel aus dem fernen China, wo Väterchen Mao sein Land zu neuer Größe führen wollte. Er ordnete 1958 an, dass der Spatz zum Nationalfeind erklärt werde und man ihn als böswilligen und überflüssigen Vertilger von Saatgut und Ernte vernichten solle. Drei Tage lang zog ganz China mit Trommeln und Rasseln aufs Land und in die Parks und hielt die scheuen Vögel in der Luft, bis sie starben oder erschöpft zu Boden fielen und erschlagen wurden.
Aber statt der erwarteten Steigerung der Ernte gab es eine Hungersnot. Die Spatzen hatten unzählige Heuschrecken gefressen, die sich jetzt ungehemmt vermehrten. Sie fraßen alles kahl.
Nun wurden giftige Spritzmittel an die Bauern ausgegeben, um der Heuschreckenplage Herr zu werden. Die Aktion war so erfolgreich, dass fasst alle Insekten mit vernichtet wurden. Es gab kein Ost mehr, keine Nüsse, kein Pflanzenöl, denn niemand war da, die Bestäubungsarbeit zu verrichten. Die aus Russland eingeführten Spatzen konnten sich nicht vermehren, da die Insekten und Heuschrecken fehlten, die sie hätten fressen können. Noch heute muss man in China in vielen Teilen des Landes die Obstbäume von Menschenhand mit Wedel bestäuben. Ca. 30 Bäume schafft ein Arbeitsmensch am Tag. Ein einziges Bestäubungsinsekt wäre deutlich erfolgreicher! Die Aktion löste eine lang anhaltende Hungersnot aus und kostete geschätzten 20 Millionen bis 40 Millionen Menschen das Leben.

Ganz schön blöd die Chinesen?
Bei uns gibt es den Feldhamster. Er ist ein Bioturbator. Er sorgt dafür, dass die Bodenschichten durchmischt werden wenn er durch das Graben seiner Gänge über den Sommer pro Exemplar eine Schubkarre voll Erde bewegt. Jahrtausendelang hat er so für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit gesorgt. Auch er galt als Ernteschädling. In der DDR wurden um 1980 Prämien für erlegte Tiere ausgesetzt und die Hamsterjagd wurde zum Volkssport. Die Felle wurden verwertet. Heute ist der Feldhamster eine gefährdete Art. Trotz strengem Schutz kann er sich nicht mehr so recht erholen. Die Monokultur und die chemischen Pflanzenschutzmittel verhindern sein Ausbreiten.

In Deutschland gibt es ca. 7000 bedrohte Arten.
Erinnert ihr euch an den Schweizer Franz Hohler? Er hat bereits 1973 ein Lied über den Weltuntergang geschrieben. Besser kann man es nicht sagen!

Ein Lied zum Weltuntergang
(Franz Hohler 1973)

Der Weltuntergang, meine Damen und Herren,
wird nach dem, was man heute so weiß, etwa
folgendermaßen vor sich gehen:
Am Anfang wird auf einer ziemlich kleinen Insel
im südlichen Pazifik ein Käfer verschwinden, ein
unangenehmer, und alle werden sagen:
Gott sei Dank ist dieser Käfer endlich weg,.
dieses widerliche Jucken, das er brachte,
und er war immer voller Dreck.

Wenig später werden die Bewohner dieser
Insel merken, dass am Morgen früh, wenn die
Vögel singen, eine Stimme fehlt, eine hohe, eher
schrille – wie das Zirpen einer Grille; die Stimme
jenes Vogels, dessen Nahrung, es ist klar, der
kleine, dreckige Käfer war.

Wenig später werden die Fischer dieser
Insel bemerken, dass in ihren Netzen eine Sorte fehlt, jene kleine, aber ganz besonders zarte,
die – hier muss ich unterbrechen und erwähnen, dass der Vogel mit der eher schrillen Stimme die Gewohnheit hat oder gehabt haben wird,
in einer langen Schlaufe auf das Meer hinaus zu kehren
und während dieses Fluges seinen Kot zu entleeren
– und für die kleine, aber ganz besonders zarte Sorte Fisch war dieser Kot das tägliche Brot.

Wenig später werden die Bewohner des
Kontinents, in dessen Nähe die ziemlich kleine
Insel im Pazifik liegt, bemerken, dass sich überall an den Bäumen, auf den Gräsern, an den Klinken ihrer Türen, auf dem Essen, an den Kleidern,
auf der Haut und in den Haaren winzige schwarze
Insekten versammeln, die sie niemals gesehen,
und sie werden’s nicht verstehen, denn sie können ja nicht wissen, dass die kleine, aber ganz
besonders zarte Sorte Fisch die Nahrung eines
größer’n, gar nicht zarten Fisches war, welcher
seinerseits nun einfach eine andre Sorte jagte,
einen kleinen, gelben Stichling vom selben Maß,
der vor allem diese schwarzen Insekten fraß.

Wenig später werden die Bewohner Europas, also wir, merken, dass die Eierpreise steigen und zwar gewaltig, und die Hühnerfarmbesitzer werden sagen, dass der Mais, aus dem ein
Großteil des Futters für die Hühner besteht, vom
Kontinent, in dessen Nähe die ziemlich kleine Insel im Pazifik liegt, plötzlich nicht mehr zu kriegen sei wegen irgendeiner Plage von Insekten,
die man mit Giften erfolgreich abgefangen,
nur leider sei dabei auch der Mais draufgegangen.
Wenig später – jetzt geht es immer schneller –
kommt überhaupt kein Huhn mehr auf den Teller.
Auf der Suche nach Ersatz für den Mais im
Hühnerfutter hat man den Anteil an Fischmehl
verdoppelt, doch jeder Fisch hat heutzutage halt
seinen ganz bestimmten Quecksilbergehalt.
Bis jetzt war er tief genug, um niemand zu verderben,
doch nun geht’s an ein weltweites Hühnersterben.
Wenig später werden die Bewohner jener ziemlich kleinen Insel im südlichen Pazifik erschreckt vom Ufer in die Häuser rennen,
weil sie das, was sie gesehen haben, absolut nicht kennen.

Die Flut hat heute, und dazu muss
man bemerken, der Himmel war blau und Wind
gab es keinen und der Wellengang war niedrig
wie stets bei schönem Wetter, und trotzdem lagen heute Nachmittag die Ufer der Insel unter
Wasser, und natürlich wusste niemand, dass
am selben Tag auf der ganzen Welt die Leute
von den Ufern in die Häuser rannten und die
Steigung des Meeres beim Namen nannten.

Wenig später werden die Bewohner jener
ziemlich kleinen Insel im südlichen Pazifik von
den Dächern ihrer Häuser in die Fischerboote
steigen, um in Richtung jenes Kontinents zu
fahren, wo seinerzeit die Sache mit dem Mais
passierte. Doch auch dort ist das Meer schon
meterhoch gestiegen und die Städte an der
Küste und die Häfen, die liegen schon tief unter Wasser, denn die Sache ist die, man musste
das gesamte Federvieh, also sechs Milliarden
Stück, vergiftet wie es war, verbrennen und
der Kohlenstaub, der davon entstand, gab der
Atmosphäre durch Wärme und Verbrennung
– schon bis dahin strapaziert – den Rest. Sie
ließ das Sonnenlicht wie bisher herein, aber
nicht mehr hinaus. Wodurch sich die Luft dermaßen erwärmte, dass das Eis an den Polen zu
schmelzen begann, die Kälte kam zum Erliegen
und die Meere stiegen.

Wenig später werden die Leute, die mittlerweile in die Berge flohen, hinter den Gipfeln,
weit am Horizont, ein seltsam fahles Licht erblicken und sie wissen nicht, was sie denken
sollen, denn man hört dazu ein leises Grollen,
und wenn einer der Älter’n jetzt vermutet, dass
nun der Kampf der Großen beginnt, um den
letzten verbleibenden Raum für ihre Völker, da
fragt ein andrer voller Bitterkeit, wie um Himmels willen kam es soweit?

Tja, meine Damen und Herren,
• das Meer ist gestiegen,
– weil die Luft sich erwärmte.
• Die Luft hat sich erwärmt,
– weil die Hühner verbrannten.
• Die Hühner verbrannten,
– weil sie Quecksilber hatten.
• Quecksilber hatten sie,
– weil Fisch gefüttert wurde.
• Fisch hat man gefüttert,
– weil der Mais nicht mehr kam.
• Der Mais kam nicht mehr,
– weil man Gift benutzte.
• Das Gift musste her,
– weil die Insekten kamen.
• Die Insekten kamen,
– weil ein Fisch sie nicht mehr fraß.
• Der Fisch fraß sie nicht,
– weil er gefressen wurde.
• Gefressen wurde er,
– weil ein anderer krepierte.
• Der andere krepierte,
– weil ein Vogel nicht mehr flog.
• Der Vogel flog nicht mehr,
– weil ein Käfer verschwand.

Dieser dreckige Käfer, der am Anfang stand.
Bleibt die Frage – stellen Sie sie unumwunden –
warum ist denn dieser Käfer verschwunden?

Das, meine Damen und Herren, ist leider noch
nicht richtig geklärt. Ich glaube aber fast, er hat
sich falsch ernährt.
Statt Gräser zu fressen, fraß er Gräser mit Öl,
statt Blätter zu fressen, fraß er Blätter mit Ruß,
statt Wasser zu trinken, trank er Wasser mit Schwefel,
so treibt man auf die Dauer an sich selber eben Frevel.

Bliebe noch die Frage, ich stell’ mich schon drauf ein,
wann wird das sein?

Da kratzen sich die Wissenschaftler meistens in den Haaren.
Sie sagen in zehn, in zwanzig Jahren,
in fünfzig vielleicht oder auch erst in hundert?

Ich selber habe mich anders besonnen,
ich bin sicher, der Weltuntergang, meine Damen und Herren, hat schon begonnen.“


Ich frage mich, würde ein Atomkrieg den Weltuntergang beschleunigen, oder verlangsamen?


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RE: Artensterben

#2 von Sukowa , 26.02.2023 17:51

Ich habe mir mehrere Vorträge von Harald Lesch angesehen (online, nicht persönlich). Der Mann widerspricht sich oftmals selbst. Er ist in meinen Augen unlogisch und unglaubwürdig. Also nicht mein Fall.

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RE: Artensterben

#3 von petias , 26.02.2023 20:45

Zitat von Sukowa im Beitrag #2
Ich habe mir mehrere Vorträge von Harald Lesch angesehen (online, nicht persönlich). Der Mann widerspricht sich oftmals selbst. Er ist in meinen Augen unlogisch und unglaubwürdig. Also nicht mein Fall.


Hallo Sukowa, da hast Du aber Glück. Dann braucht Dich das Artensterben nicht zu beunruhigen


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zuletzt bearbeitet 26.02.2023 | Top

RE: Artensterben

#4 von Eule ( Gast ) , 27.02.2023 08:16

Zitat
Ich frage mich, würde ein Atomkrieg den Weltuntergang beschleunigen, oder verlangsamen?



das hängt wohl von Deinem Verständnis des Begriffs "Weltuntergang" ab - individuell, artspezifisch, global, kosmologisch, - war der Asteroideneinschlag, der das Zeitalter der Dinos beendete, ein Weltuntergang?

Eule

RE: Artensterben

#5 von petias , 27.02.2023 08:47

Zitat von Gast im Beitrag #4
das hängt wohl von Deinem Verständnis des Begriffs "Weltuntergang" ab - individuell, artspezifisch, global, kosmologisch, - war der Asteroideneinschlag, der das Zeitalter der Dinos beendete, ein Weltuntergang?


Stimmt, das hängt von der Definition "Weltuntergang" ab. Ich dachte dabei an das Leben auf der Erde das den Menschen und viele Tiere mit einbezieht.
Niemand kann genau voraussagen, was ein Atomkrieg - hängt auch vom Grad des Overkills ab - genau bewirkt. Führt er zum Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation, wirft uns zahlenmäßig und technologisch zurück ins Mittelalter, dann wäre das vermutlich ein Segen für die meisten anderen Arten.
Vielleicht überleben auch nur ein paar Insekten oder sonst radioaktiv resistente Lebewesen. Dann würde ich das als Weltuntergang bezeichnen - aus menschlicher Sicht.


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RE: Artensterben

#6 von Eule ( Gast ) , 27.02.2023 13:53

Zitat
...wirft uns zahlenmäßig und technologisch zurück ins Mittelalter...


das schaffen wir locker auch ohne Atomkrieg, - vermutlich nicht freiwillig, obwohl's die einzige, nachhaltige Option wäre, sicher aber unfreiwillig beim Streit um die verknappten Ressourcen und bewohnbaren Regionen. Konkret aufs Mittelalter würde ich mich aber technologisch nicht festlegen wollen, zahlenmäßig schon eher.

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