Buchbesprechung Bill Gates: Wie wir die Klimakatstrophe verhindern

#1 von petias , 26.02.2021 11:31

Ich hatte beim Anlegen des Unterforums "Literarische Ecke" in Aussicht gestellt, dass es Buchbesprechungen geben werde. Um diese Ankündigung einzulösen, habe ich das neue Buch von Bill Gates ausgesucht, dessen Titel klar in den Bereich fällt, zu dem der Lichthügel Stellung bezieht.

Der Autor ist jedem bekannt. Er ist einer der reichsten Menschen der Erde und eine schillernde Persönlichkeit mit vielen öffentlichen Auftritten. Seine Aktivitäten betreffen überwiegend die Bill & Melinda Gates Foundation die sich weltweit in Sachen Kindersterblichkeit, Krankheits- und Seuchenbekämpfung und der Bekämpfung extremer Armut engagiert. Gates hat bislang ca. die Hälfte seines Vermögens in die Stiftung investiert und angekündigt, dass bis zum Ende seines Lebens 98% seines Vermögens an die Stiftung gehen werden. Der Rest, aufgeteilt unter seine drei Kinder, ist immer noch mehr, als der Durchschnittsbürger je in seinem ganzen Leben verdient.

Seine Aktivitäten werden durchaus kontrovers diskutiert. Für eine erhebliche Menge von Anhängern von Verschwörungsbehauptungen ist er der ideale Buhmann.
Aber dieser Aspekt interessiert mich im Zusammenhang mit diesem Thread zur Diskussion seines Buches nicht. Mich interessiert, was eines der prominentesten und erfolgreichsten Mitglieder der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, der vielleicht finanziell engagierteste Philanthrop und ein, nach eigenen Aussagen, technik- und innovationsbesessener Optimist über den Klimawandel zu sagen hat und vor allem, wie er sich persönlich dazu positioniert.

Es darf vermutet werden, dass Bill Gates zu anderen Schlüssen und Konsequenzen kommt, wie wir auf dem Lichthügel.

Ich bin auf das Buch gestoßen, weil ich auf das stark beworbene Interview aufmerksam geworden war, das er Sandra Maischberger gegeben hatte.
Im Wesentlichen diente das Interview der Promotion seines neuen Buches. Aber es wurden darüber hinaus einige Fragen angesprochen, die ich für erwähnenswert halte. Hier ist der Link, falls sich jemand das ganze Interview anhören möchte

Interview mit Bill Gates durch Sandra Maischberger

Hier kurz zusammengefasst einige Punkte aus dem Interview, die gestreift werden.

- Vor 6 Jahren, 2015, hat Bill Gates öffentlich vor den Gefahren einer Pandemie mit 10 Millionen Toten gewarnt (bisher sind es 2,5) und dass wir nicht darauf vorbereitet sind. Er war, denkt er, nicht überzeugend genug. Darauf vorbereitet gewesen zu sein, hätte vermutlich 90 Prozent der Todesfälle vermeiden können.

- Bill Gates hat sich zur Steigerung der Akzeptanz öffentlich gegen Corona impfen lassen.

- Die Frage nach dem Sinn einer Impfpflicht hat er dem Ziel der möglichst weltweiten Impfung untergeordnet zur Erreichung einer Herdenimmunität. Er denkt, dass Sinn oder Unsinn der Impfpflicht national beurteilt und entschieden werden muss. Sie könnte in manchen Ländern das Gegenteil bewirken.

- Auf die Frage, wie er sich erklärt, dass in manchen Kreisen angenommen wird, dass er durch Impfung die Menschen mit Mikrochips versehen will oder sie gar zu dezimieren beabsichtigt, sagt er, dass er da oft einfach sprachlos sei. Er bemühe sich seit Jahrzehnten Leben zu retten, besonders zu verhindern, dass weltweit 5 Millionen Kinder sterben, bevor sie 5 Jahre alt sind. Er bemüht sich die Seuchen zu bekämpfen und darin die WHO zu unterstützen mit seinem Engagement und seinem Geld.

- Auf die Frage hin, wie denn das Bemühen (Kinder-) Leben zu retten zu seiner früher geäußerten Überzeugung passt, dass die Größe der Weltbevölkerung ein zentrales Problem sei, antwortete er, dies sei keineswegs ein Widerspruch. In den Ländern mit hoher Kindersterblichkeit gäbe es die Tendenz zu vielen Kindern. In Ländern mit gutem Gesundheitssystem gehe weltweit generell die Zahl der Kinder auf ein stabiles Maß zurück.

- Auf den Vorwurf, er würde von seinen caritativen Aktivitäten finanziell profitieren, antwortete er, dass alle diesbezüglichen Aktionen gemeinnützig und nicht profitorientiert wären.

- Er hat im Alter von 17 mal die Schule unterbrochen, für einen Job. Später hat er sein Studium in Harvard abgebrochen, um Microsoft zu gründen. Würde er das Schülern und Studenten empfehlen? - Die Antwort: in 98% der Fällen ist ein Studienabschluss eine gute Idee. Aber er hatte eine Vision und wollte damit nicht warten. Er wollte der erste auf dem Markt sein und konnte deshalb mit der Gründung von Microsoft nicht bis nach seinem Abschluss in Harvard warten.

- Die Gefahren durch den Klimawandel sind um ein Vielfaches schlimmer als die von Covid-19. Er wurde drauf aufmerksam durch seine Bemühungen in den Entwicklungsländern. Schnell wurde ihm klar, dass man die Stromversorgung eines Landes heute nicht mit Kohlekraftwerken aufbauen könnte. Seine Beschäftigung mit dem Thema und seine Gespräche mit führenden Wissenschaftlern haben ihn dazu veranlasst das Buch zu schreiben.

Es werden im Interview einige der Thesen des Buches vorgestellt, aber darauf will ich bei der Besprechung des Buches eingehen.


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RE: Buchbesprechung Bill Gates: Wie wir die Klimakatstrophe verhindern

#2 von petias , 27.02.2021 11:15

Das Buch:
Autor: Bill Gates
Titel: Wie wir die Klimakatastrophe verhindern
Untertitel: Welche Lösungen es gibt und welche Fortschritte nötig sind
Verlag: Piper Verlag GmbH, München 2021
ISBN 9788-3-492-07100-0

Originalausgabe: How to Avoid a Climate Disaster, New York 2021

Der Text in schwarzer Schrift referiert den Inhalt des Buches.
Meine Anmerkungen und Kommentare schreibe ich in blauer Schrift

EINFÜHRUNG
Von 51 Milliarden auf null


Gates spricht von Treibhausgasen in Tonnen. Derzeit werden aktuellen Studien zufolge jährlich 51 Milliarden Tonnen Treibhausgas ausgestoßen. Covid-19 trägt - vorübergehend - zu geschätzten 5 bis 7 Prozent Reduktion von dieser Zahl bei. Aber das ändert nichts daran, dass die Tendenz weiter nach oben zeigt.

Null Milliarden Tonnen weitere Zunahme der Treibhausgase muss erreicht werden, wollen wir nicht unweigerlich in ein Desaster treiben.

Das klingt schwierig, und das ist es auch. Noch nie zuvor stand die Menschheit vor einer derartigen Herausforderung.

Das bedeutet, dass jedes Land der Erde seine Gewohnheiten ändern muss - in Landwirtschaft, Industrie, Transport und Verkehr - in allen Bereichen des modernen Lebens!

Das gilt nicht nur für das, was wir schon tun. Immer mehr Menschen streben nach einem höheren Lebensstandard.
"Das ist gut, denn es bedeutet, dass ihr Leben besser wird."

Und wir werden immer mehr Menschen auf der Erde. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird, wenn nicht eine große Katastrophe geschieht, die Erdbevölkerung auf 10 Milliarden Menschen anwachsen.

Gates Interesse am Klimawandel entstand über einen Umweg. Bei seinen Reisen im Rahmen der Gates- Stiftung in die ärmsten Länder der Welt stieß er auf die Erkenntnis, dass die Kindersterblichkeit, die Seuchen, stark damit zusammenhingen, dass nicht genügend elektrischer Strom vorhanden war.
Das Motto der Stiftung: "Jeder Mensch verdient die Chance, ein gesundes und produktives Leben zu führen".

"Mir wurde klar, wie schwierig es ist, gesund zu bleiben, wenn die örtliche Klinik Impfstoffe nicht kühlen kann, weil der Kühlschrank keinen Strom hat. Es ist schwierig produktiv zu sein, wenn man kein Licht hat, um zu lesen. Und es ist unmöglich, eine Wirtschaft aufzubauen,
in der jeder Mensch die Chance auf einen Arbeitsplatz hat, wenn für Büros, Fabriken und Callcenter kein erschwinglicher Strom zuverlässig und in großen Mengen zur Verfügung steht."


David MacKay von der University of Cambridge zeigte Gates eine Graphik, aus der eindeutig hervorgeht, dass das Pro-Kopf-Einkommen mit dem Pro-Kopf-Verbrauch an elektrischem Strom unmissverständlich in Beziehung steht.

Es wurde Gates klar, dass Armut und damit Krankheit und Sterblichkeit, die aus Armut entsteht, letztlich nur dann besiegt werden kann, wenn genügend billiger Strom zur Verfügung gestellt würde. Eine zu schwere Aufgabe für die Stiftung. Aber er recherchierte weiter, und es wurde immer klarer, welche überragende Rolle die Energie für die moderne Zivilisation spielt.

Gates machte es sich zur Aufgabe, dazu beizutragen, dass die Stromversorgung auch für Arme erschwinglich werden würde.

Aber das war nicht genug. Mittlerweile wuchs das Klimabewusstsein in den Industrienationen. Frühere Microsoft Kollegen waren dabei Non-Profit-Organisationen im Bereich Energie und Klima zu gründen und wollten Gates mit ins Boot holen. Sie hatten Klimawissenschaftler mitgebracht, die den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Treibhausgasemissionen und Klimawandel zweifelsfrei belegten.
Die Treffen wiederholten sich und schließlich kam Gates zu dem Entschluss:
"Die Menschheit muss mehr Energie bereitstellen, damit die Ärmsten besser leben können, doch wir müssen diese Energie erzeugen, ohne noch mehr Treibhausgase freizusetzen."

Gates wurde klar, dass die heutigen Quellen erneuerbarer Energien - hauptsächlich Wind- und Sonnenenergie - ein großer Schritt zur Lösung des Problems sein können, aber allein nicht reichen würden, um die Emission auf Null zu bringen. Wind und Sonne sind nicht immer verfügbar, ein bezahlbares Speicherkonzept für Nacht und Winter ist nicht in Sicht, die Stromerzeugung macht nur 27 Prozent der klimaschädlichen Emissionen aus. Was ist mit den anderen 73 Prozent?

Nach einigen Jahren Recherche war Gates von drei Tatschen überzeugt:

1. Um eine Klimakatastrophe zu verhindern, müssen wir die Emission der schädlichen Klimagase auf Null bringen.
2. Wir müssen die Werkzeuge, die wir schon haben - etwa Sonnen- und Windenergie - schneller und klüger zum Einsatz bringen.
3. Wir müssen bahnbrechende Technologien entwickeln und in der Praxis einsetzten, mit denen wir den Rest des Weges schaffen können.

an der Null führt kein Weg vorbei:
Selbst wenn wir den Wasserhahn einer Badewanne bis auf ein Tröpfeln zudrehen, so wird sie doch irgendwann überlaufen!

Als Gates sich in dieser Richtung öffentlich äußerte, wurde ihm seine Beteiligung an z.B. Öl- und Gasfirmen vorgeworfen, was seinen Überzeugungen zu widersprechen schien.
Er konnte und kann nicht einsehen, wie das dem Klima Nutzen sollte, wenn er Öl- Aktien verkaufte.
Aber, mittlerweile hat er alle diese Aktien abgestoßen, nicht, weil er damit dem Klima nützt, sondern weil er nicht an Unternehmensbeteiligungen verdienen will, die von einer Verzögerung der Klimawende profitieren.

Der feine Unterschied für einen Kapitalisten. Zudem kann man annehmen, dass diese Aktien in dem Maße "toxisch" (giftig, unprofitabel, verlustträchtig) werden, in dem sich das Bewusstsein um den Klimawandel ausweitet.


Gates schreibt, es sei ihm durchaus bewusst, dass er nicht gerade ein idealer Botschafter für den Klimawandel sei. Er besitze große Häuser und eine Reihe von Privatjets. Sogar zum Klimagipfel nach Paris ist er mit so einem Jet seiner Flotte gereist.

Beim Schreiben diese Buches ist ihm aufgefallen, dass sein eigner CO2- Fußabdruck "absurd groß" ist.

Als Konsequenz fliegen seine Jets künftig mit nachhaltigem Kerosin und in 2021 damit komplett CO2- neutral. Schon in 2020 kostete ihn das zusätzliche 7 Millionen Dollar (aus dem Interview mit Maischberger). Alle anderen Emissionen will er z.B. durch ein Unternehmen (von ihm) kompensieren, das CO2 aus der Luft entnimmt (Direct Air Capture) und andere, die dazu geeignet sind, seinen CO2 Fußabdruck zu verkleinern.
Insgesamt hat er 1 Milliarde Dollar in Lösungsansätze investiert, die hoffentlich dazu beitragen werden, die Welt auf Null CO2- Emissionen zu bringen.
Sein Credo: Es ist kein Problem, mehr Energie zu verbrauchen, wenn die Energie (CO2-)emissionsfrei erzeugt wird.

Mein erster Eindruck: Gates ist ein technologiebegeisterter Nerd, der glaubt, alle durch die Technik erzeugten Probleme auch durch Technik lösen zu können.
Alle Probleme der Menschheit werden auf den Klimawandel reduziert. Alle anderen Emissionen spielen keine Rolle. Damit spiegelt er allerdings den Stand der Diskussion in Wissenschaftskreisen wieder, die er nur aufgreift.

Er denkt, es sei in Ordnung, wenn Erfolgreiche wie er ein übergroßes Stück vom Kuchen abbekommen. Aber das verpflichtet diesen - und das ist schon Mal mehr als man erwarten würde - einen Beitrag zu leisten, dafür zu sorgen, dass die weniger Erfolgreichen wenigstens nicht verhungern. Dazu will er einfach die Bäckerei kaufen und mehr Kuchen backen.
Aber wo kommen die Rohstoffe her? Reicht es, wenn der Ofen mit CO2- neutralem Strom beheizt wird? Was ist, wenn die Leute gar keinen Kuchen essen wollen, weil er dick und krank macht?
Mich erinnert die Aufregung um das CO2 (die ich an sich durchaus für berechtigt halte) an die Aufregung mit dem FCKW (die ich auch für berechtigt hielt). Im Treibgas in den Sprühflaschen und als Kühlflüssigkeit in Kühlgeräten hat es der Ozonschicht unseres Planeten sehr geschadet. Durch das Ersetzen dieser Flur-Kohlen-Wasserstoffe durch andere Mittel hat sich das Ozonloch teilweise wieder stabilisiert. Zumindest redet keiner mehr drüber, denn im Vergleich mit dem Klimagas CO2 ist es ein Klacks. Aber es war, wie das CO2 jetzt ist, nur ein "pars pro toto", ein herausgepicktes Teil fürs unbegreifliche Ganze. Ein Feigenblatt.

Genau wie das Eindämmen des FCKW wird auch die Reduktion des CO2 keine endgültige Lösung für menschengemachte Problem darstellen. Es ist ein Herumdoktern an Symptomen, auf deren Ursachen wir gar nicht zu blicken wagen.

Der Glaube daran, dass, wenn wir uns auf das gerade augenscheinlichste Problem konzentrieren, wir mit allen Problemen schon fertig werden, haben wir doch schon so vieles geschafft, kann sich nur als Aberglaube entpuppen.

Aber folgen wir den Analysen und Ideen von Mr. Gates und seinem "Wir schaffen das"- Glauben durch die weitern Kapitel seines Buches.


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RE: Buchbesprechung Bill Gates: Wie wir die Klimakatstrophe verhindern

#3 von petias , 01.03.2021 10:14

KAPITEL 1
Warum null?


Das WARUM ist ganz einfach. Treibhausgase halten Wärmestrahlung zurück. Je mehr da sind, desto wärmer wird es. Sie halten sich sehr lange in der Atmosphäre. Ca. ein Fünftel der heutigen Klimagase werden auch noch in 10000 Jahren da sein.
An der Formel: Mehr Klimagase, steigende globale Erwärmung
lässt sich nicht rütteln.
Die Wissenschaft weiß nicht exakt, wie sich die verschiedenen Temperaturanstiege von jetzt 1 Grad über 1,5, 2 Grad ... auswirken werden, aber "wir haben allen Grund uns Sorgen zu machen".

Ich möchte das noch ergänzen: es gibt "Worst Case"- Szenarien, wie es im schlimmsten Fall aussehen kann und Szenarien mit der größten Wahrscheinlichkeit. Von den Medien werden des Effektes wegen, gerne erstere genommen. Das ist auch gut so. Es ist allemal besser, auf das Schlimmste vorbereitet zu sein, und sich dann zu freuen, dass es nicht ganz so schlimm kommt, als umgekehrt. Zudem hat sich gezeigt in den vergangenen Jahrzehnten, dass der Klimawandel schneller fortschreitet, als vermutet.

Noch etwas, was ich in Gates Buch so nicht gefunden habe. Eiskernbohrungen haben gezeigt, dass sich in der Erdgeschichte die CO2- Emmissionen kurz nach einer Klimaerwärmung ereignet haben und diese dann verstärkten. Auslöser für den ursprünglichen Temperaturanstieg waren vermutlich zyklisch auftretende Sonnenstürme.
Aber unser jetziger Temperaturanstieg wurde nicht durch Wärme von außen eingeleitet, sondern diesmal stiegen die Erwärmungsgase durch Menschenhand deutlich zu sehen seit der Industrialisierung.

Man kann übrigens auch eindeutig nachweisen, anhand von C14 Isotopen, dass zusätzliches CO2 in der Luft durch das Verbrennen fossiler Energieträger entstanden ist. Pflanzen lagern CO2 ein. Dabei enthalten die C Anteile den nur in Lebewesen vorkommenden C14 Isotope, die durch die Assimilation entstehen. Diese radioaktiven Isotope haben eine Halbwertszeit von 5730 Jahren. (Die Anzahl der C14 Isotope haben sich auf die Hälfte reduziert.) Nach einiger Zeit sind die C14 Isotope weitgehendst zerfallen und nicht mehr nachweisbar. Die C14 Isotope in den Treibhausgasen der Atmosphäre hat gegenüber der vorindustriellen Zeit sogar abgenommen. Das zusätzliche CO2 ist aus fossilen und damit C14 freien Brennstoffen.


Was bedeutet null Emissionen. Damit ist nicht genau null gemeint. Es wird nicht möglich sein auf alle CO2- Emissionen loszuwerden. z.B. bei der Zementherstellung kann die CO2 Ausscheidung nicht vermieden werden. Auch Methan, das neben Kraftwerken auch durch die Gasbildung von Mensch und Tier stammt, kann nicht vermieden werden. Aber es gibt bereits Techniken, CO2 wieder aus der Luft zu entfernen, die wir weiter entwickeln müssen. Null meint fast netto null und nicht gar kein CO2- Ausstoß!

Dazu möchte ich anmerken, dass es nicht möglich ist das CO2 in großen Mengen so zu binden, dass es langfristig aus der Klimarechnung fällt. Auch wenn es z.B. in Bergwerksstollen gepumpt wird, bleibt es da nicht ewig.

Zudem beziehen sich diese "Klimagas-Reduzier-Techniken" nur auf CO2. Methan, das viel schädlicher ist als CO2, kann damit nicht reduziert werden. Allerdings hält es sich nicht so lange wie CO2 in der Atmosphäre


Wenig ist viel. Eine Temperaturzunahme um 1 oder 2 Grad Celsius scheint auf den ersten Blick nicht viel zu sein. Aber es ist so. Wenn es ums Klima geht, ist eine Veränderung von ein paar Grad eine große Sache.

"In der letzten Eiszeit lag die Durchschnittstemperatur nur um 6 Grad niedriger als heute. Im Zeitalter der Dinosaurier, als die Durchschnittstemperatur vielleicht 4 Grad höher war als heute, lebten sogar nördlich des nördlichen Polarkreises Krokodile".

Wenn wir alles laufen lassen, lägen wir bis zum Ende des Jahrhunderts um ca. 5 Grad höher. Wenn wir einiges tun, aber nicht auf null gehen, landen wir bei ca. 3 Grad Temperaturanstieg. Werden wir negativ, also entnehmen wir mehr CO2, als wir hinzufügen, landen wir bei ca. 1,5 Grad.

Was wird passieren, wenn die Durchschnittstemperatur um 2 Grad steigt?
Wir können nicht eindeutig ein Ereignis, wie einen Sturm oder einen heißen Tag dem Klimawandel zuordnen, aber wir können eine Wahrscheinlichkeit angeben, wie häufig solche Ereignisse auftreten, in Abhängigkeit vom Klimawandel.

-es wird mehr heiße Tage geben. In Albuquerque (da wurde Microsoft gegründet) stieg die Temperatur Mitte der 1970er durchschnittlich 36 mal über 32Grad im Jahr. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte sich das verdoppeln.
anders in Seattle, wohin Microsoft 1979 umzog, gab es damals nur an ein oder zwei Tagen im Jahr über 32 Grad heiß. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten es 14 sein. Die Erwärmung trifft verschiedenen Gegenden auf unterschiedliche Weise.

- Es werden mehr und heftigere Stürme entstehen.
- Es gibt mehr Trockenzeiten und mehr Überschwemmungen
- es wird mehr und verheerendere Waldbrände geben
- Die Meeresspiegel steigen. Warmes Wasser dehnt sich aus. Die Gletscher und Polkappen, das Grönlandeis etc. schmelzen ab. Der Anstieg bis zum Ende des Jahrhunderts wird nicht mehr als ein paar Meter betragen. Das ist für viele Gegenden kein Problem. Aber es leben viele Millionen in Küstennähe und die Ärmsten der Welt, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, trifft es am härtesten.
- Pflanzen und Tiere leiden. Zwei Grad zusätzlich Erwärmung schränkt den Lebensraum von Wirbeltieren (dazu gehören wir auch)
um 8% ein, den von Pflanzen um 16% und den von Insekten um 18%
- die Auswirkungen für die Nahrungsmittelproduktion: Weizen und einige andere Pflanzen wachsen schneller und brauchen weniger Wasser, wenn mehr CO2 in der Luft ist. Aber Mais, die weltweit wichtigste Nutzpflanze, ist sehr hitzeempfindlich.
Die Erträge werden in wenigen Gebieten steigen, aber insgesamt weltweit abnehmen. In Südeuropa um 50 Prozent. In Afrika südlich der Sahara um 20 Prozent. Extreme Dürren in China, das die Welt derzeit zu einem Fünftel ernährt. Die Fleisch und Milchtiere werden kränker, und kürzer leben, was Fleisch und Milch verteuert.
Die Nahrung aus dem Meer geht zurück. Aus manchen Gebieten wandern Meerestiere ab oder sterben. Die Korallenriffe werden sterben und damit den Lebensraum vernichten, von dessen Tieren über eine Milliarde Menschen leben.
- Moskitos werden sich ausbreiten und damit Malaria und andere Krankheiten.
- Hitzschlag wird zum Problem. Denn das Schwitzen funktioniert nicht mehr, wenn die Luft zu feucht ist.
- Die Sterblichkeit wird sich erhöhen. Covid-19 hat derzeit ca. 14 Todesfälle pro 100000 Menschen. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte der Klimawandel 75 Menschen pro 100000 töten. Das zeigt die Verhältnisse recht gut.
Wie sich das wirtschaftlich auswirkt, kann man erahnen, wenn man sich die Auswirkungen von Covid-19 vor Augen führt.


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RE: Buchbesprechung Bill Gates: Wie wir die Klimakatstrophe verhindern

#4 von petias , 02.03.2021 10:58

KAPITEL 2
Es wird schwierig


- Fossile Brennstoffe sind überall und für uns so selbstverständlich wie das Wasser für Fische.
- Kunststoffe überall. Die Kunststoffe stammen aus Erdöl.
- Unsere Nahrung hängt von Düngemitteln ab, die Treibhausgase erzeugt bei ihrer Herstellung
- Maschinen, Werkzeuge und Gebäude sind aus Stahl, das mit fossilen Brennstoffen nach einem Verfahren hergestellt, das CO2 ausscheidet.
- Nutztiere rülpsen und furzen Methan
- Kleidung ist aus Kunstfaser (Erdöl) oder Baumwolle, bei deren Düngung und Ernte Treibhausgase entstehen.
- Der Gebrauch von Papier verbraucht Bäume und löst durch deren Verarbeitung CO2- Speicher auf.
- unser Auto wird mit Erdölprodukten betrieben oder mit Strom? Der stammt aber vermutlich aus Kraftwerken die fossile Brennstoffe zur Stromerzeugung benutzen.
- Fahren wir mit der Bahn, Stahl, Kunststoff, Strom...
- auch das Fahrrad ist aus Stahl und Kunststoffreifen.
- unser Haus ist vermutlich mit Zement gebaut, zu dessen Herstellung CO2 emittiert werden muss. Kunststofffenster, Abwasserleitungen, Stromkabel, Heizung...

Die Welt verbraucht täglich 15 Milliarden Liter Öl
Der Grund: Fossile Brennstoffe sind extrem billig.
Die Menschen und deren Lebensstandard (Verbrauchsmenge von Gütern) steigt und steigt
Monat für Monat wird so viel gebaut, dass die Gebäude einer Stadt wie New York entsprechen.

Will man weltweit auf klimaneutrale Produktion umsteigen, wird das sehr viel teuerer und die armen Länder könnten es sich nicht leisten.
es wäre unmoralisch und auch nicht praktikabel, die armen Länder vom Wohlstand auszuschließen.

Es wird schwierig, denn die Geschichte ist nicht auf unserer Seite.
Bisher waren die Übergänge so langsam, dass das in unserem Klimafall viel zu spät wäre.
Nach Einführung der Kohle hat es 60 Jahre gedauert, bis 60% des Energieverbrauchs aus Kohle bestand. (1840 - 19000) Ebenso bei Erdöl (1910 - 1970) und ebenso bei Erdgas (1930 - 1990)
Für einen Anteil an den erneuerbaren Energien wie Solar und Wind, haben wir keine 60 Jahre mehr Zeit.

Es müssen Anreize geschaffen werden, den Umstieg zu beschleunigen.

Die Gesetze und Vorschriften sind veraltet und müssen angepasst werden.

"Wir müssen etwas Gigantisches erreichen, das wir noch nie zuvor versucht haben, und das auch noch viel schneller als alles Vergleichbare, was wir jemals geschafft haben".

Wie lange werden wir noch Dinge tun, die uns und schlimmer noch, das Ökosystem zerstören, wenn wir nicht vielleicht noch rechtzeitig eine Lösung finden. Das ists vorübergehend schon gelungen, aber von mal zu mal wird die Herausforderung größer und irgendwann werden wir daran scheitern.
Irgendwie ist es auch spannend dabei zuzusehen. Die Selbstachtung gebietet, so gut wie möglich gegenzusteuern. Am Ende bleibt für mich die Hoffnung, das Schlimmste nicht mehr miterleben zu müssen. Allerdings ich habe Kinder und Enkelkinder.


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RE: Buchbesprechung Bill Gates: Wie wir die Klimakatstrophe verhindern

#5 von petias , 03.03.2021 11:26

KAPITEL 3
Fünf Fragen, die bei jedem Gespräch übers Klima gestellt werden sollten

Wie sehen 51 Milliarden Gas aus?
Durch Emissionsrechtehandel ist der CO2- Fußabdruck des europäischen Luftverkehrssektors um 17 Millionen Tonnen pro Jahr verkleinert worden. Klingt viel, aber ist es das auch? Wie kann man Maßnahmen zum Klimaschutz richtig einordnen.
Fünf Fragen helfen:
1. Um welchen Anteil dieser 51 Milliarden Tonnen geht es?
Rechnen sie Mengenangaben von Treibhausgasen in einen Prozentsatz von diesen 51 Milliarden Tonnen CO2- Äquivalenten um.
"Bei Breakthrough Energy investieren wir nur in Technologien, die mindestens 500 Millionen Tonnen pro Jahr einsparen können..". "Das entspricht ungefähr 1 Prozent der globalen Emissionen".

2. Welchen Plan haben sie für Zement?
Zement steht hier als Beispiel für all die Bereiche die auch von Bedeutung sind, neben Stromerzeugung und Autoabgasen.
Die Treibhausgase verteilen sich auf folgende Aktivitäten:

Industrieproduktion (Zement, Stahl, Kunststoffe) 31%
Stromversorgung 27%
Landwirtschaft (Anbau von Nutzpflanzen, Tierhaltung) 19%
Transport und Verkehr (Flugzeuge, LKW, Schiffe) 16%
Kühlen und Heizen 7%

Elektrischer Strom kann zu viel mehr als 27% zur Lösung des Problems beitragen. Mit sauberem Strom könnte man viele fossile Brennstoffe ersetzen, die CO2 emittieren.

3. Von wie viel Leistung reden wir?
Wenn wir lesen, dass ein Kraftwerk 500 Megawatt Strom erzeugt, ist das viel? Hier ein Vergleich:
Stromverbrauch

Die Welt 3000 Gigawatt
Die Vereinigten Staaten 500 Gigawatt
Eine mittelgroße Stadt 1 Gigawatt
Eine Kleinstadt 1 Megawatt
Ein durchschnittliches US-Einfamilienhaus 1 Kilowatt


4. Wie viel Platz braucht das?
Verschiedene Energiegewinnungsmethoden brauchen verscheiden viel Fläche pro erzeugtes Watt
Beispiele: in Watt pro Quadratmeter
Fossile Energieträger 500-10000
Atomkraft 500-1000
Solarenergie 5 - 20 (theoretisch bis 100, wurde aber noch nicht geschafft)
Wasserkraft 5 - 50
Holz und andere Biomasse Weniger als 1


5. Wie viel wird das kosten?
Der Grund, warum wir soviel Treibhausgase emittieren, ist, dass die fossilen Energieträger so günstig sind. Das lieg daran, dass die Umweltschäden nicht im Preis enthalten sind. (Das gilt ganz besonders für Atomkraft!)
Die meisten CO2- freien Lösungen sind teurer.

Man muss einen Ökozuschlag berechnen der ausweiset, wieviel teurer die CO2- arme Technologie ist. Der Zuschlag darf nicht so hoch sein, dass ihn sich nicht auch die Ärmeren Länder leisten können.

Diese Ökozuschläge, eine reine Planungsgröße, sind die Basis für die Entscheidungsträger in der Wirtschaft, welche Technologien vorrangig entwickelt bzw. verbessert werden sollen und in der Politik, welche Forschung und Produkte gefördert werden sollen.
Gates erwartet, dass dadurch ein weltweiter Wettlauf der Firmen entsteht, die emissionsarme Technologie voranzutreiben.

Wenn ich "Ökozuschlag" höre, dann denke ich daran, auf schädliche Produkte und Technologien einen steuerlichen Aufschlag zu legen, so dass die wünschenswerteren Alternativen ein Chance haben sich durchzusetzen. Das Geld könnte zur Förderung dieser Technologien eingesetzt werden. Aber das ist nicht gemeint. Ich nehme an, dass Gates dazu zu sehr Wirtschaftsliberalist ist. Vermutlich hält er das weltweit auch nicht für politisch umsetzbar.


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RE: Buchbesprechung Bill Gates: Wie wir die Klimakatstrophe verhindern

#6 von petias , 15.03.2021 23:30

KAPITEL 4
Stromerzeugung


Die Stromerzeugung zeichnet derzeit für 27 Prozent der 51 Milliarden Tonnen Treibhausgase verantwortlich. Darüber hinaus ist sie ein Schlüsselbereich für die Vermeidung der Klimakatastrophe.
"Die Energie, die wir aufgeben, wenn wir keine Kohle, kein Erdgas und Öl mehr verwenden, muss irgendwo herkommen, und hauptsächlich wird sie durch sauberen Strom geliefert werden."

Zudem brauchen noch mehr Menschen Zugang zu Strom. 860 Millionen haben noch gar keinen Zugang zu einem zuverlässigem Stromnetz. 600 Millionen davon im Subsahara- Afrika
Diese Menschen müssen, um ihr Handy aufzuladen, zum nächsten Kiosk gehen, und dort für 25 Cent aufladen lassen. Ein Vielhundertfaches, was Strom in entwickelten Ländern kostet.

Strom ist geradezu allgegenwärtig in unserem modernen (US-amerikanischen) Leben. Man vergisst dabei, dass erst vor ca. 100 Jahren der Strom begann eine wichtige Rolle im täglichen Leben zu spielen. Die anfänglich wichtigste Rolle spielte die Wasserkraft.

Derzeit entfallen ca. zwei Drittel der weltweiten Stromerzeugung auf fossile Brennstoffe. Grund: sie sind sehr billig. Staatliche Maßnahmen zielten darauf ab, sie billig zu halten. Die Preise für fossile Energie sind künstlich billig gehalten und entsprechen nicht den tatsächlichen gesellschaftlichen Kosten.

Soll es gelingen, den Strom CO2- neutral zu erzeugen, müssen wir den Ökozuschlag für CO2- freie Energie berechnen.
Gates rechnet aus, dass der Strompreis für eine Kilowattstunde in den USA um 1,3 bis 1,7 Cent steigen würde und damit um ca. 15 Prozent. Das entspräche ca. 18 Dollar mehr an Stromkosten für einen durchschnittlichen Amerikanischen Haushalt.

In Europa läge die Steigerung bei etwa 20 Prozent.

Andere Teile der Welt sind nicht so gut dran. Afrika und Asien sind in der schwierigsten Lage.
Alle bisherigen Industrienationen, zuletzt und am intensivsten hat das Chia getan, haben ihre Industrialisierung und ihren Wohlstand auf Kohlestrom aufgebaut. Wenn das der Rest der Welt ebenfalls tut, wird das eine Katastrophe für das Klima sein.

Das Problem bei Sonne und Wind ist, dass sie nicht ständig gleichermaßen zur Verfügung stehen. Wollen wir vor allem sie nutzen, müssen wir den Strom speichern.
Wollen wir z.B. in der Nacht, wenn die Erzeugung von Solarstrom unterbrochen ist, Strom verwenden, müssen wir ihn am Tag zusätzlich zum gebrauchten Tagesstrom erzeugen und in Batterien speichern. Gates rechnet wieder, und kommt dabei auf einen Zuschlag von 15 Cent auf den Nachtstrom aufgrund der Batteriekosten.
Noch schlimmer sieht es mit dem Strom aus, der für den Winter gespeichert werden muss.
Gates hat schon einiges Geld in Batterien- Startups investiert. Keines konnte bislang liefern. Er ist skeptisch, was die benötigte Batterierevolution anlangt.

Der Schluss, den Gates daraus zieht, ist, dass man nicht ohne Atomkraftwerke auskommen wird. Man kann gerne an der Speicherrevolution arbeiten, aber man braucht einen Plan B: es muss an einer neuen Generation von Atomkraftwerken gearbeitet werden.
"Sie ist die einzige CO2-freie Energiequelle, die zuverlässig und rund um die Uhr elektrischen Strom liefern kann, zu jeder Jahreszeit und fast überall auf der Welt, und die nachgewiesenermaßen in großem Maßstab funktioniert."

Deshalb hat Gates 2008 die Firma TerraPower gegründet, die neue Ansätze im Bereich Kernenergie verfolgt.
Da TerraPower keine Versuchsreaktoren betreibt (auch nicht darf) wird die neue Technik TWR (Traveling-Wave Reactor - zu deutsch: Laufwellenreaktor) in Computern simuliert. In der Simulation läuft die Technik vielversprechend. Der Reaktor könnte mit vielen Brennstoffen arbeiten, auch mit Atommüll aus herkömmlichen Reaktoren. Er würde viel weniger Atommüll produzieren (Der allerdings wäre hoch radioaktiv und dafür gibt es noch viel weniger Endlager als dies für den niedriger strahlenden Atommüll jetziger AKWs gilt, für die sich schon nichts Passendes finden lässt.)
Noch ist der Baubeginn eines TWR- Reaktors "etliche Jahre entfernt". Die Firma verhandelt mit der US- Regierung über den Bau eines ersten Prototypen.


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RE: Buchbesprechung Bill Gates: Wie wir die Klimakatstrophe verhindern

#7 von petias , 17.03.2021 14:14

KAPITEL 5
Industrieproduktion


Die Industrieproduktion ist für 31 Prozent der 51 Milliarden Tonnen Treibhausgase verantwortlich.

Gates greift exemplarisch drei Bereiche der Industrieproduktion heraus: Stahl, Beton und Plastik.

Stahl:
Die Geschichte des Stahls reicht 4000 Jahre zurück. Es braucht Eisenerz, ein Gestein, aus dem Eisen geschmolzen wird. Um daraus Stahl zu machen wird dem Eisen Kohlenstoff, ca. 1 Prozent, zugesetzt.
Bei der Produktion von einer Tonne Stahl werden ca. 1,8 Tonnen CO2 freigesetzt.
Spätestens 2050 werden weltweit 2,8 Millionen Stahl produziert, was einem Ausstoß von 5 Milliarden Tonnen CO2 entspricht.
Es muss ein CO2- neutrales Verfahren zur Produktion von Stahl entwickelt werden.

Beton:
So schwierig das beim Stahl klingt, bei Beton wird es noch schwieriger. Ein wesentlicher Bestandteil des Betons ist der Zement. Der wird aus Kalkstein durch einen chemischen Prozess hergestellt.
Für einen Tonne Zement entsteht eine Tonne CO2. Das lässt sich auch nicht ändern. Es ist ein chemischer Prozess.
Bis 2050 wird mit einem CO2- Ausstoß zur Zementherstellung von 4 Milliarden Tonnen pro Jahr gerechnet.
Dass die Menschheit auf die Herstellung von Zement verzichtet, ist nicht zu erwarten.

Plastik:
Der Plastik- Boom begann in den 1950er Jahren durch neue chemische Verfahrenstechnik.
Alle Plastiksorten haben eines gemeinsam: sie enthalten Kohlenstoff. Die meisten Plastiksorten enthalten auch Wasserstoff und Sauerstoff.
Der Kohlenstoff wird aus Öl, Kohle oder Erdgas raffiniert.
Anders als bei Stahl oder Beton wird ca. die Hälfte des benötigten Kohlenstoffes in Plastik gebunden. Es wird erst wieder freigegeben, wenn sich Plastik, teils hunderte Jahre später, zersetzt. Das sich langsam zersetzende Plastik ist neben der CO2- Emission bekanntermaßen auf andere Weise eine Bedrohung für Mensch und Tier.

Was kann getan werden?
1. Möglichst viele Prozesse elektrifizieren. Das wird eine Menge Innovationen erfordern.
2. Den dafür benötigten Strom emissionsfrei herstellen und bereitstellen. Das wird eine Menge Innovationen erfordern.
3. Die verbleibenden Emissionen mithilfe von CO2- Abscheidung einfangen. Das wird eine Menge Innovationen erfordern.
4. Diverse Materialien sparsamer nutzen. Das wird eine Menge Innovationen erfordern.

Das Thema Innovation wird uns auch in den kommenden Kapiteln oft begegnen!

Was für ein Glaubensbekenntnis an den technischen Fortschritt. Bei jedem einzelnen Punkt sind in großem Stil Innovationen erforderlich. Wie sicher werden die gelingen?

Der Punkt 4 - Materialeien sparsamer benutzen - wäre für mich der vielversprechendste Ansatz. Aber da ist kein Verzicht gemeint, sondern wieder nur Erfindungen, die dasselbe mit etwas weniger Aufwand bereitstellen. Mich wundert es, dass Gates nicht wie Musk mit Raumfahrt experimentiert. Abfälle in die Sonne zu jagen oder Rohstoffe von anderen Planeten und Monden zu gewinnen wäre doch ganz im Sinne des Technikglaubens. Vielleicht herrscht zwischen den kapitalstarken Potentaten dieser Welt auch sowas wie Arbeitsteilung?


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RE: Buchbesprechung Bill Gates: Wie wir die Klimakatstrophe verhindern

#8 von petias , 19.03.2021 18:23

KAPITEL 6
Landwirtschaft

Die Landwirtschaft ist für 19 Prozent von 51 Milliarden Tonnen Treibhausgase jährlich verantwortlich.

Das Kapitel beginnt mit Gates Geständnis für die Vorliebe für Cheeseburger von ihm und seiner ganzen Familie.
Die Weltbevölkerung wird bis zum Ende des Jahrhunderts auf die 10 Milliarden Menschen zugehen. Es werden dann 40 Prozent mehr Menschen auf dem Planten leben als heute. Also sind auch 40 Prozent mehr an Nahrungsbedarf zu erwarten? Nein, noch deutlich mehr? Der Grund: mit steigendem Wohlstand nehmen die Menschen mehr Kalorien zu sich, insbesondere mehr Fleisch und Milchprodukte.
Das Verhältnis von Kalorien- Aufnahme beim Mästen und Kalorien- Abgabe beim Verzehr ist
beim Huhn 2:1
beim Schwein 3:1
beim Rind: 6:1
In der Landwirtschafft ist das größte Problem nicht das Kohlendioxid (CO2) sondern das Methan (CH4) und das Distickstoffmonoxid (N2O), das durch die Gasabsonderung der Tiere entsteht.
Methan erzeugt im Laufe eines Jahrhunderts 28 mal mehr Erwärmung pro Molekül als Kohlendioxid.
Bei Distickstoffmonoxid ist es 265 mal so viel.
Diese Klimagase werden als CO2- Äquivalente in die Gesamtberechnung der Treibhausgase eingerechnet, können aber nicht durch CO2- Abscheidung aus der Luft genommen werden.

Warum Gates trotz aller beschriebener Schwierigkeiten zuversichtlich bleibt liegt u.a. an daran:
1968 veröffentlichte der Biologe Paul R. Ehrlich einen Bestseller mit dem Titel "The Population Bomb (Die Bevölkerungsbombe)
Darin zeichnete der Autor ein düsteres Bild vom zu erwartenden Hunger in der Welt. Für die 70er Jahre erwartete er gewaltige Hungersnöte. Er sah z.B. keine Möglichkeit wie die Inder bis 1980 200 Millionen Menschen zusätzlich ernähren wollen.
Nichts davon ist eingetreten.
Seither hat die Bevölkerung Indiens um 800 Millionen Menschen zugenommen und sich praktisch verdoppelt, aber Indien produziert heute dreimal so viel Weizen und Reis wie damals.
Grund: der Faktor der Innovation wurde unterschätzt. Da kam z.B. Norman Borlaug, der eine landwirtschaftliche Revolution auslöste.
Er züchtete Weizen mit viel größeren Körnern und mehr Ertrag. Weil die Halme die schweren Ähren nicht mehr tragen konnten wurden die Halme kürzer und kräftiger gezüchtet. Das Ergebnis war der heute übliche Mexiko- Weizen.

Die Kehrseite der Medaille allerdings ist ein dramatisch gestiegener Bedarf an künstlichem Dünger und Pflanzenschutzmitteln.
Deren Herstellung und Verteilung erzeugt viele Klimagase. Wenn wir die zusätzlich gebrauchte Nahrung auf die heute übliche Weise erzeugen wollen, wird das die anfallenden Treibhausgase um das Dreifache steigen lassen.

Wollen wir die Probleme meistern, werden noch viele bahnbrechende Innovationen benötigt.

Versuchsweise wurde den Wiederkäuern ein Medikament verabreicht, das den Methanausstoß drosseln soll. Das reduziert den Methanausstoß um 30 Prozent, muss aber täglich verabreicht werden und ist für Weidetiere nicht geeignet. Zusätzliche Hoffnung gibt es in der Züchtung von Tieren.
Nordamerikanische Rinder stoßen fünf mal weniger Methan aus als südamerikanische. Gegenüber afrikanischen Rindern ist der Unterscheid noch größer.
Reduktion durch vegane Ernährung hält Gates für unrealistisch. Allerdings hat er zwei Firmen gegründet, "Beyond Meat" und "Impossible Foods" die sich mit künstlichen "Fleischprodukten" beschäftigen. Das ist recht erfolgversprechend.
Ein weitere Ansatz ist der von Züchtung von Fleisch im Reagenzglas. In-vitro-Fleisch. Hier werden aus wenigen lebenden Zellen vom Tier Fleischteile im Labor gezüchtet. Noch ist das sehr teuer. Und es gibt Widerstand dagegen.

Auch das Thema "weniger Nahrung wegwerfen" wird angerissen.
- Intelligente Abfalleimer analysieren den Abfall und geben Verbrauchertipps.
- Unsichtbare Beschichtungen auf Nahrungsmittel verlängern die Haltbarkeit.

Gates bekennt sich zu seiner Faszination, die synthetischer Dünger auf ihn auswirkt. Mit breitem Grinsen steht er in einer riesigen Lagerhalle in Tansania vor einer gigantischen Menge Mineraldünger.
Der Stoff, der das Größenwachstum von Pflanzen am meisten beeinflusst ist Stickstoff. Für die neuen Getreide- und Maissorten reicht laut Gates der organische Stickstoff aus Mist und Gülle nicht aus.
1906 entwickelten die Chemiker Haver und Bosch eine Methode zur Herstellung von Ammoniak im industriellen Prozess. Damit kann den Pflanzen weltweit eine praktisch beliebige Menge an synthetisch erzeugtem Stickstoff zur Verfügung gestellt werden.
Der Haken, ist synthetischer Stickstoff im Boden vorhanden, hören die Mikroorgansimen auf, ihrerseits Stickstoff zu erzeugen.
Mehr noch, die Bodenlebewesen werden abgetötet. Verätzt durch den aggressiven Kunstdünger. Die Humusschicht geht zurück, die Böden verarmen. In der biologischen Landwirtschaft weiß man genau, wie man durch Fruchtwechsel z.B. durch immer wieder in der Fruchtfolge vorkommenden Anbau von Leguminosen und andere Bodenverbesserer (Bohnen, Erbsen, Raps, Senf, Klee, Lupinen) die stickstoffbildenden Knöllchenbakterien fördert und die Bodenfruchtbarkeit auf natürlichem Wege erhält.

Mais und Weizen sind mittlerweile derart überzüchtet, dass die Produkte daraus für mehr und mehr Menschen unverträglich werden. Riesenkörner, die auf natürlichem Wege gar nicht mehr wachsen können hat mit gesundem Landbau nichts mehr zu tun.


Synthetischer Dünger hat weitere Nachteile. Der Prozess der Ammoniak- Produktion erfordert große Mengen Energie, die heute in der Regel aus fossilen Brennstoffen kommt. Er muss transportiert und gelagert werden, was auch Energie kostet. Die Energieeffizienz ist so gering, dass nur etwa die Hälfte des Düngers von den Pflanzen aufgenommen wird. Der Rest wandert ins Grundwasser. Derzeit sind die synthetischen Dünger für 1.3 Milliarden Tonnen an Treibhausgasen jährlich verantwortlich. Bis 2015 steigt das auf mindestens 1,7 Milliarden Tonnen.

Es wird nach Gates an der Züchtung von Mikroben gearbeitet, die auch beim Einsatz von Kunstdünger weiter Stickstoff erzeugen sollen, obwohl sie feststellen, dass genug davon vorhanden ist. Ausgang ungewiss.
Einige Firmen haben Zusatzstoffe entwickelt, die die Pflanzen zwingen sollen, mehr Stickstoff aufzunehmen, so dass weniger ins Grundwasser geht. Der Erfolg lässt noch auf sich warten.
Ich kann nur hoffen, dass diese weiteren Versuche Natur zu vergewaltigen gründlich fehlschlagen werden. Wo bleibt eigentlich eine Me-Too-Diskussion zugunsten von Pflanzen?

Etwa 30 Prozent der Emissionen in der Landwirtschaft betreffen den Wald. Seit 1990 sind 1,3 Millionen Quadratkilometer Waldfläche vernichtet worden. Dabei wird nicht nur der das CO2 in den Bäumen freigesetzt, sondern auch das im Waldboden gespeicherte. Im Boden befindet sich mehr CO2 als in der Atmosphäre und in allen Pflanzen zusammen. Der Wald weicht der Bebauung, den Fleischtierweiden, Feldern, Platz für Palmen zur Produktion von Palmöl usw.
Ein Baum (Faustregel) kann 4 Tonnen CO2 über 40 Jahre speichern.
Um die Treibhausemissionen eines US-Amerikaners zu kompensieren, müsste man in den Tropen 20 Hektar Wald pflanzen. 65 Millionen Quadratkilometer für alle US-Bürger. Das ist die Hälfte der globalen Landmasse. Die Emissionen der übrigen Welt ist noch nicht berücksichtigt.
Gates zieht daraus den Schluss, dass Bäume zwar alle möglichen Vorzüge besitzen, aber zur CO2- Speicherung keinen nennenswerten Beitrag leisten.
Gates fasst zusammen: ..wir müssen bald 70 Prozent mehr Nahrungsmittel produzieren und gleichzeitig die Emissionen dadurch gegen Null bringen. Das braucht jede Menge neuer Ideen bei der Düngung, bei der Viehzucht, bei der Lebensmittelverschwendung und beim Ersatz von Fleisch durch andere Mittel. (Kunstfleisch, In-Vitro-Fleisch)

Gates stellt einen gigantischen Blankocheck auf für die Zukunft zu erwartende Innovationen aus. Ist das für einen erfolgreichen Kapitalisten ein verantwortungsvoller Weg?
Mal davon abgesehen. Mir graut vor dieser Kunst(dünger)welt, die damit weiter auf die Spitze getrieben würde. Ich möchte so nicht leben!
Darin kann ich mich schon eher wiederfinden!


https://www.zdf.de/kinder/loewenzahn/umw...bdruck-100.html


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RE: Buchbesprechung Bill Gates: Wie wir die Klimakatstrophe verhindern

#9 von petias , 22.03.2021 08:34

KAPITEL 7
Transport und Verkehr

Transport und Verkehr sind für 16 Prozent der 51 Milliarden Tonnen Treibhausgase jährlich verantwortlich

zu Begin des Kapitels steht ein kleines Quiz, das zeigt, dass eine Gallone Benzin (3,8 Liter) mehr Energie beinhaltet, als eine Handgranate oder eine Stange Dynamit und weniger kostet, als eine Gallone Milch oder Orangensaft.

Die Bedeutung des Verkehrs ist weltweit noch nicht so groß, weil die ärmeren Nationen mangels Geld noch sehr zurückhaltend sind. Die mit Abstand meisten Menschen der Erde sind in ihrem ganzen Leben noch nicht geflogen. Auch der Gütertransport wird bis zur Mitte des Jahrhunderts stark zunehmen.
Auch im Bereich Transport und Verkehr sieht Gates in einer weltweite Zunahme einen Grund zur Freude. Sie erhöht den Lebensstandard und steht jedem zu. Deshalb muss, wie in den Bereichen zuvor, nach technischen Lösungen gesucht werden.
Es tragen zu den Emissionen bei:

PKW, SUVs, Motorräder 47%
LKWs, Busse, Müllautos 30%
Frachtschiffe und Kreuzfahrschiffe 10%
Flugzeuge 10%
Sonstige 3%

Um die Emissionen in diesem Bereich auf Null zu drücken, muss die Umstellung auf E-Autos vorangebracht werden. Derzeit liegt deren Anteil in den USA bei 2 Prozent.
Probleme sind noch Preis, Reichweite, Ladeinfrastruktur, Ladedauer.
Wir sind auf einem guten Weg. Aber die Lebensdauer eines Autos liegt bei 13 Jahren. Wenn wir bis 2050 die Emission auf null bringen wollen, müssten wir in den nächsten 15 Jahren zu 100 Prozent auf E-Mobilität umsteigen. Das wird nicht gehen. Wir müssen deshalb Treibstoffe entwickeln, die emissionsfrei sind.
Biokraftstoffe stehen in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Werden Pflanzen zu Kraftstoffen gemacht, kann man sie nicht essen.

Es gibt auch synthetische Kraftstoffe, z.B. Kohlenwasserstoff- Brennstoffe. Sie werden mit emissionsfrei erzeugtem Strom aus Wasser H2O und Kohlendioxid CO2 erzeugt. Aber das ist sehr teuer. Damit verdoppelt oder verdreifacht sich der Spritpreis in den USA.
Bei Flugzeugen, LKWs und Schiffen ist der Elektrobetrieb wegen der schweren Batterien nicht ökonomisch. Hier müssen wir auf synthetische Kraftstoffe setzen.
Um den Ökozuschlag für diese Kraftstoffe zu senken, bedarf es noch vieler Innovationen.

Das alte Bild. Keine Einschränkungen. Bezüglich der Lösungen auf Innovationen setzen. Ein weiterer Wechsel wird ausgestellt in der Hoffnung auf die Erfindungen in der Zukunft.


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RE: Buchbesprechung Bill Gates: Wie wir die Klimakatstrophe verhindern

#10 von petias , 24.03.2021 15:32

KAPITEL 8
Kühlen und Heizen

Kühlen und Heizen sind für 7 Prozent von 51 Milliarden Tonnen Treibhausgase jährlich verantwortlich.

Malaria hat indirekt zur Erfindung von Eismaschinen und Klimaanlagen geführt. Man dachte erst, die Krankheit Mal aria (schlechte Luft) käme von schlechter Luft. John Gorrie, ein Arzt aus Florida entwickelte eine Luftkühlung, zum Wohle seiner Patienten, die mit einem Eisblock arbeitet. Da Eis schwer und teuer zu beschaffen war, entwickelte er eine Eismaschine. Das war in den 1840er Jahren.

1902 entwickelte ein Ingenieur eine Papier-Entknitter-Maschine indem er die umgebende Luftfeuchtigkeit und die Temperatur senkte. Das war der Begin industriell hergestellter Klimaanlagen.
In den USA haben heute 90 Prozent aller Haushalte eine Klimaanlage. In Japan sind es sogar 96 Prozent.
Es folgen Saudi-Arabien und China mit etwa 60 Prozent der Haushalte.
Bis 2050 wird weltweit mit mehr als 5 Milliarden Klimaanlagen gerechnet. Aber das Kühlen der Umgebungstemperatur steigert die Durchschnittstemperatur weil die Klimaanlagen mit Strom betrieben werden.
Allerdings ist der Strom nicht das einzige Problem. Als Kühlmittel werden Gase verwendet, die Fluor enthalten, sogenannte F-Gase. Diese erwärmen das Klima um das Vieltausendfache als es die entsprechende Menge CO2 täte. Wann es gelingen wird, F-Gase durch unschädliche Chemikalien zu ersetzen ist noch nicht abzusehen.

Trotz Klimaerwärmung brauchen wir immer noch Heizungen und warmes Wasser. Heizungen werden noch hauptsächlich mit fossilen Brennstoffen betrieben, Öl oder Gas.
Aber die neue Technik gibt es bereits: elektrisch Heizen. Vor Allem durch Wärmepumpen. Das Prinzip der Wärmepumpen kennen wir vom Kühlschrank. Der Einsatz von Wärmepumpen ist schon heute günstiger als der von Öl- und Gas-Heizungen. Warum er sich noch nicht weiter durchgesetzt hat, liegt neben falschen staatlichen Förderungssystemen vor allem an der Lebensdauer von Heizungen. Diese werden nur alle 10 bis 20 Jahre erneuert.
Man wird deshalb nicht darauf verzichten können, CO2- neutrale Treibstoffe für Heizungen einzusetzen. Diese stehen aber noch nicht zur Verfügung.

Der Weg für Heizung und Kühlung sieht wie folgt aus:
- Elektrifizierung durch elektrische Wärmepumpen.
- Dekarbonisierung der Stromerzeugung (durch Öko- und Atomstrom)
- Energiesparendere Gebäude bauen

In den nächsten 40 Jahren wird weltweit so viel gebaut, dass umgerechnet jeden Monat eine Stadt wie New York City neu entsteht. Alle diese Gebäude müssen beheizt und gekühlt werden. Hier bedarf es noch vieler Innovationen.
Das funktioniert bereits, ist aber noch deutlich teuer als traditionelle Bauweise. Als Beispiel wird das Bullitt Center in Seattle angeführt. Hier wird mit Dreifachverglasung, mit temperaturabhängig variabel getönten Scheiben gearbeitet einer dichten Gebäudehülle etc.

Ich habe neulich von einem Startup gehört, das die Abwärme der zu kühlenden Rechenzentren zum Heizen verwendet.
Mundunia lässt grüßen.

Tatsächlich ist das Heizproblem in ökologischer Hinsicht das größte Problem auf dem Lichthügel. Wir heizen hier mit Holz. Das ist entweder Totholz, das ohnehin verrotten würde oder Holz von Bäumen die standortbedingt auf jeden Fall gefällt worden wären. Wir schaffen einen Ausgleich durch die Neuanpflanzung von Bäumen. Trotzdem ist es von meinem Gefühl her eine Grauzone. Das Heizen bringt auch für die beheizten Räume eine höhere Feinstaubbelastung. Das Bewusstsein Bäume zu verbrennen gefällt mir nicht sehr. Es ist ein Gebiet, in dem ich gerne noch weiter forschen würde.
Im Angebot stehen beispielsweise Selbstbau- Luftkollektoren, die Gewächshäuser und bei Bedarf Lagerräume heizen könnten sowie die Wohnräume im Übergang (Sommer/Winter) und zur Reduzierung des Holzbedarfs im Winter beitragen könnten.


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RE: Buchbesprechung Bill Gates: Wie wir die Klimakatstrophe verhindern

#11 von petias , 25.03.2021 17:31

KAPITEL 9
Anpassen an die Erderwärmung


Wir müssen auf Null Emissionen kommen und werden dafür eine Menge Innovationen brauchen. Es wird Jahrzehnte dauern bis es soweit ist. Derweil sind schon jetzt viele Menschen vom Klimawandel betroffen. So gut wie alle heute lebenden Menschen werden sich an den Klimawandel anpassen müssen.
- Wo bauen wir die Häuser und Fabriken angesichts des steigenden Meeresspiegels?
- Wir müssen Dämme bauen, Stromnetze, Häfen und Brücken aufrüsten.
- Wir müssen mehr Mangrovenwälder pflanzen, die auf beeindruckende Weise Küstenlinien stabilisieren.
- Wir brauchen Frühwarnsysteme für extreme Wetterereignisse.
- Wir brauchen Gelder für die Hilfe für Bauern zur Bewältigung witterungsbedingter Risiken.
- Wir müssen den Fokus auf die Schwächsten legen.
- Wir müssen den Klimawandel in die politische Entscheidungsfindung einbeziehen.
- Wir müssen unsere Natürlichen Schutzsysteme besser erhalten und fördern (Wälder, Flussläufe)
- Wir werden mehr Trinkwasser brauchen, als wir bereitstellen können. (Meerwasserentsalzungsanlagen)

Wir müssen neue Geldquellen erschließen für die Finanzierung der Anpassung. Die armen Völker, die vom Klimawandel am meisten betroffen sind, haben zu seinem Entstehen am wenigsten beigetragen. Die Reichen Nationen, die ihn zum Großteil verursacht haben, müssen wenigstens das Überleben der armen Nationen sichern.

Wie viel kostet das? Das ist nicht genau zu beziffern. Gates ist Mitglied einer Kommission, die die Kosten für 5 wichtige Aufgabenbereiche berechnet: Schaffen von Frühwarnsystemen, Bau klimaresilienter Infrastruktur, Steigern von Ernteerträgen, Wasserwirtschaft und Schutz von Mangrovenwäldern.
Nach den Berechnungen der Kommission würde die Investition von 1,8 Billionen Dollar von 2020 bis 2030 einen Gegenwert von 7 Billionen Dollar bringen. Das sind 0,2 Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes bei einer Rendite von nahezu 300 Prozent
Die Rendite könnte im Ausbleiben negativer Ereignisse bestehen: keine Bürgerkriege um Wasserrechte, keine Vernichtung bäuerlicher Existenzen durch Hochwasser oder Dürren, keine Zerstörung von Städten durch Hurrikans, weniger Klimaflüchtlinge.

Sowohl aus ökonomischer Sicht als auch aus moralischer Sicht ist die Notwendigkeit klar!

Noch ein Punkt wird angesprochen: Geoengineering! Das ist eine hochmoderne Technologie, eine Art Klimanotbremse. Es sollen temporäre Veränderungen an den Ozeanen oder der Atmosphäre vorgenommen werden, um die Temperatur des Planeten zu senken. Gates hat eine Weile lang Studien dazu finanziert. Die meisten dieser Studien gehen von der Hypothese aus, das als Gegengewicht für die Erwärmung durch die Treibhausgase eine Reduzierung der Sonneneinstrahlung um etwa 1 Prozent erfolgen soll. Z.B. durch das Verteilen feiner Partikel in den oberen Schichten der Atmosphäre, die das Sonnenlicht teilweise zurück ins All reflektieren soll.
Eine weitere Idee ist das Aufhellen von Wolken durch ein salzhaltiges Spray, was dann wieder mehr Sonnenlicht nach draußen ins All abstrahlen lässt.
Diese Maßnahmen gelten im Vergleich zum Nutzen als relativ billig. Gates hält sie für risikoarm, da der Effekt nur wenige Wochen anhält und entsprechend reguliert werden kann.
Er ist sich aber bewusst, dass solche Ideen hohe politische Wellen schlagen werden.
Er gibt zu, dass vor allem auf lokaler Ebene, dieser Prozesse noch besser erforscht werden müssen.

Für die Anwendung von Geoengineering bräuchte es ein Minimum an globalem Konsens, denn die Effekte sind weltweit.
Gates schlägt jedoch vor, in Vorbereitung für einen möglichen Tag X, diese politische Diskussion zu beginnen.

So mancher Beobachter des Himmels, der im sichtbaren Ausschnitt kreuzenden Flugzeuge und deren Kondensstreifen, das sich im Laufe des Tages immer weitere milchige Eintrüben des morgens noch strahlend blauen Himmels denkt, dass dieses Geoengineering längst in vollem Gange ist.
Diese Kapitel macht besonders klar, dass der Umweltschutz im gegenwärtigem Wirtschaftsliberalismus (Kapitalismus), der einzigen noch existierenden Wirtschaftsform, nur dann eine Chance hat, wenn er sich rechet. Im ökonomischen Sinn! Will das Gemeinwesen, dass Umweltschutz verkauft wird, muss es dafür bezahlen, dass er sich für die Verkäufer auch rechnet. Darauf müssen wir später noch zurückkommen. Sehen wir, welche Aufgaben Gates der Politik im nächsten Kapitel zugedenkt.


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RE: Buchbesprechung Bill Gates: Wie wir die Klimakatstrophe verhindern

#12 von petias , 26.03.2021 12:20

KAPITEL 10
Warum es auf die Politik ankommt


In den Anfängen von Microsoft blieb Gates zu den Entscheidungsträgern in Washington D.C. und anderswo in der Welt stets auf Distanz. "Die würden uns, so dachte ich, nur im Weg stehen, wenn wir unser Bestes geben wollten."

Aber heute weiß er, dass es besser ist, teils wegen des Kartellverfahrens gegen Microsoft in den späten 1990er Jahren, mit den politischen Entscheidungsträgern zusammen zu arbeiten.
1943 legte sich in Los Angeles ein giftiger Qualm über die Stadt, der den Bewohnern in den Augen brannte. Aber es waren - mitten im Krieg - keine japanischen Chemiewaffen, sondern etwas ganz neues: der Smog. Eine verhängnisvolle Verbindung aus Luftverschmutzung und Witterungsbedingungen.
Dasselbe traf London 1952. Die Sicht war so schlecht, dass es sogar zu Plünderungen kam. Der "Great Smog of London" kostete damals mindestens 4000 Leuten das Leben.
Smog- Befall betraf immer mehr Städte in USA und Europa. Die Politik reagierte. In Britannien und darauf in den USA wurde der Clean Air Act in Kraft gesetzt. Die Schadstoffemissionen sanken stark.
Ähnliches wiederholte sich ab 2014 in China. In Peking sind die Schadstoffe seitdem um 38 Prozent zurückgegangen.
In Bezug auf den Klimawandel kommen wir ohne staatliche Einflussnahme nicht weiter.

Aufgaben des Staates:
- Investitionslücken schließen. Unternehmer investieren nur da, wo sich eine Rendite abzeichnet. Solange das noch nicht der Fall ist, muss der Staat investieren.
- Schaffen fairer Marktbedingungen. Z.B. durch CO2- Steuer, Subventionierung von emissionsarmen Produkten. Ein synthetischer Kraftstoff wird nur dann entwickelt, wenn man sicher ist, dass er nicht durch künstlich billig gehaltenen konventionellen Sprit vom Markt gedrängt wird.
- Überwindung von marktfremden Barrieren. Hausbesitzer zögern oft die Heizung auf Wärmepumpen umzustellen, weil sie nicht darüber Bescheid wissen und der Fachhandel auch nicht. Manchmal ist die Innovation schlicht illegal. Bauvorschriften aktualisieren, Gesetze anpassen!
- gerechte Übergangslösungen schaffen Arbeitsplätze verschwinden, dadurch werden manche Gegenden stark belastet. Neue Jobbringer müssen angesiedelt werden.
- Abstimmung von Politik, Technologie und Märkten Verschärfte Emissionsvorschriften haben keinen Sinn wenn es keine geeignete Technologie gibt, sie zu erfüllen und z.B. keine Autos mehr gebaut werden, weil es sich nicht mehr lohnt, sie herzustellen.
Kein modernes Atomkraftwerk wird gebaut werden, wenn nicht die Konstruktion validiert, Lieferketten eingerichtet und Probeanlagen gebaut werden dürfen.

Gates sieht die Rolle des Staates doch recht einseitig auf die Förderung der Unternehmen reduziert. Es kann sehr sinnvoll sein, strenge Vorschriften und Normen zu erlassen. Entweder gibt sich die Wirtschaft Mühe, sie zu erfüllen, oder es ist nötig, auf die fraglichen Güter zu verzichten, wenn sie nicht sicher oder umweltfreundlich genug produziert werden können. Die Reihenfolge muss doch sein: Nur ein Produkt das den Anforderungen genügt darf vermarktet werden. Nicht erst mal vermarkten und dann halbherzig daran arbeiten die schlimmsten Schäden, die es verursacht etwas abzumildern.


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RE: Buchbesprechung Bill Gates: Wie wir die Klimakatstrophe verhindern

#13 von petias , 27.03.2021 08:42

KAPITEL 11
Ein Plan zur Dekarbonisierung


Zur Erinnerung: blau ist mein Kommentar. Die Schrift in anderen Farben erzählt den Inhalt des Buches nach.

Gates erinnert sich an den Plan, den er und Paul Allen in den frühen Microsoft- Tagen hatten: auf jeden Schreibtisch einen Computer bringen.
Der Plan zur Dekarbonisierung ist noch viel ehrgeiziger!
bis 2050 soll der CO2- Ausstoß auf (rechnerisch) Null gehen (CO2-Abscheidug eingerechnet)
Es gibt Verfechter von Plänen, bereits bis 2030 möglichst weit zu kommen. Das birgt Gefahren. Eine möglichst große Reduktion bis 2030 bedeutet nicht zwangsläufig, dass es dann viel leichter geht bis 2050 auf Null zu kommen, sondern könnte diese Ziel verhindern. Es wäre z.B. kurzfristig eine große Hilfe in der Reduktion von Klimagasen von Kohlekraftwerken zur Stromerzeugung auf Gaskraftwerke umzusteigen. Das würde Fortschritte bringen. Aber bis 2050 müssen wir auch vom Erdgas weg. Gaskraftwerke haben, sollen sie sich rentieren, eine Mindestlaufzeit von 30 Jahren. Bauen wir Kraftwerke bis 2030, verfehlen wir das Ziel der Null- Emission mit Sicherheit.
Gates meint, dass es besser wäre die Kohlekraftwerke noch laufen zu lassen, bis sie z.B. durch die neue Generation von Kernkraftwerken abgelöst werden, wie sie seine Firma TerraPower entwickelt.
Es gilt die Innovationskraft der Wissenschaft zielgerichtet zu nutzen. Das Ziel: Null Emissionen bis 2050!
Die Strategie, bekannt aus jedem Grundkurs Wirtschaft, Aktivitäten in zwei Kategorien:

1. Ausdehnung des Angebots an Innovationen (die Ideen, die die Testphase erreichen)
2. Forcieren der Nachfrage nach Innovationen

Beide greifen ineinander. Ein Push and Pull- Verfahren.
"Ohne Nachfrage nach Innovationen (pull) haben Erfinder und Entscheidungsträger keine Anreize, neue Ideen hervorzubringen.; ohne ein stetiges Angebot an Innovationen (push) können die Verbraucher die ökologischen Produkte nicht kaufen, die die Welt braucht, um die Emissionen auf null zu reduzieren."
War und ist nicht genau das die Strategie, die uns erst in die Bredouille gebracht hat? Der Markt hats angerichtet, der Markt kanns auch wieder richten, solange nur genug verdient wird? Kapitalismus eben - wir haben nichts anderes!

Wünschenswert und sinnvoll wäre dass Bannen schädlicher Produkte. Für den Markt zugelassen wird nur, was nicht schadet. Gibt es ein geprüftes und zugelassenes Produkt (noch) nicht, kann man es nicht kaufen. Ich finde, das wäre der optimale Anreiz dafür, a) weniger zu verbrauchen und b) die richtigen Innovationen voranzutreiben.


Die beiden Rezepte aus dem Grundkurs Wirtschaft werden nacheinander abgearbeitet:

Das Innovationsangebot erweitern (Kategorie 1)
Benötigte Technologien (erschwinglich für Länder mit mittlerem Durchschnittseinkommen):

- CO2-freie Wasserstoffproduktion
- Stromspeicherung im Netzmaßstab, ausreichend für mehrere Monate
- Synthetische Kraftstoffe
- Moderne Biokraftstoffe
- CO2-neutraler Zement
- CO2-neutraler Stahl
- Fleisch und Milchprodukte auf Pflanzen- und Zellbasis
- CO2-neutraler Dünger
- Kernspaltung der nächsten Generation
- Kernfusion
- CO2-Abscheidung (sowohl direkte Luftentnahme als auch Abscheidung an der CO2-Quelle)
- Unterirdische Stromleitungen
- CO2-neutraler Kunststoff
- Geothermie
- Pumpspeicherkraftwerke
- Wärmespeicher
- Dürre- und hochwassertolerante Nutzpflanzen
- CO2-neutrale Alternativen zu Palmöl
- Kühlmittel ohne F-Gase


Zur Verwirklichung dieser Innovationen muss von den Regierungen gefordert werden:

1. Verfünffachen des Aufwandes für Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der sauberen Energie und in anderen klimarelevanten Bereichen innerhalb des nächsten Jahrzehnts.
2. Verstärktes Setzen auf risikoreiche aber auch besonders chancenreiche Forschungs- und Entwicklungsprojekte
3. Ausrichten von Forschung und Entwicklung auf die drängendsten Probleme.
4. Zusammenarbeit mit der Industrie von Anfang an


Die Nachfrage nach Innovationen beschleunigen (Kategorie 2)
Auch in der Markteinführungsphase braucht es die Unterstützung des Staates. Diese Phase ist oft der Tod von Startups. Der Wunsch aller Unternehmer war schon immer: Gewinne in die eigene Tasche, das Risiko trägt der Staat! Genau das lässt sich in dieser prekären Lage durchsetzen. Wenn nicht jetzt, wann dann!

Der Staat sollte:
Beschaffungsmacht nutzen.
Der Staat ist häufig ein Großverbraucher. Er sollt in der Nutzung vorausgehen.

Anreize schaffen, die für die Wirtschaft Kosten senken und Risiken minimieren
Steuervorteile, Kreditbürgschaften, staatliche Zuschüsse...

Die Infrastruktur schaffen, die neuen Technologien den Marktzugang ebnet.
Überlandleitungen für Solarstrom, Ladeinfrastruktur für Elektroautos, Pipelines für abgeschiedenes CO2 und für Wasserstoff...

Die Regeln so ändern, dass neue Technologien wettbewerbsfähig werden.
z.B. beim Solarstrom, Zulassung von Biokraftstoffen...

Bepreisen des Kohlendioxids
Damit werden die Kosten der fossilen Energieträger erhöht, was den CO2-freien Energien nutzt

Normen für sauberen Strom
Stromversorgungsunternehmen werden verpflichtet einen bestimmten Prozentsatz an sauberen Strom in ihrem Angebot zu haben.

Normen für sauberen Kraftstoff
Beispiel: "Low Carbon Fuel Standard" in Kalifornien.

Normen für saubere Produkte
Leistungsstandards könne auf ähnliche Weise wie bei Strom und Kraftstoff CO2-neutrale Alternativen fördern. Produkte wie Zement, Stahl und Kunststoffe und andere...

Raus mit dem alten Zeug
Alte, problematische Technologien müssen ein Auslaufdatum erhalten, um neue zu fördern.

Viele der Forderungen sind im Gegensatz zu den USA schon zumindest im Ansatz in Europa und in Deutschland umgesetzt. Der einzige Grund, warum wir für 2020 die Ziele nicht völlig gerissen haben, ist der Wirtschaftseinbruch durch die Corona- Pandemie. Das alles erscheint mir etwas zu blauäugig!

Die verschiedenen Ebenen des Staates, Bund (Hauptstadt), Bundesstaaten, Kreise, Städte und Gemeinden müssen zusammenarbeiten, denn die Aufgaben sind über alle diese Ebenen verstreut.


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zuletzt bearbeitet 27.03.2021 | Top

RE: Buchbesprechung Bill Gates: Wie wir die Klimakatstrophe verhindern

#14 von petias , 28.03.2021 11:28

KAPITEL 12
Was jeder tun kann


Das Gefühl der Hilflosigkeit angesichts der Probleme darf uns nicht niederdrücken. Jeder kann etwas zur Lösung beitragen al Bürger, Verbraucher, Berufstätiger oder Arbeitgeber

Als Bürger
Wer als Individuum darüber nachdenkt, dem fallen gewöhnlich Dinge ein wie ein Umstieg auf ein Elektroauto oder geringerer Fleischkonsum. Das ist auch wichtig, denn es sendet Signale an die Wirtschaft. Aber der Effekt für die Umwelt ist gering. "... der Großteil unserer Emissionen beruht auf den größeren Zusammenhängen unseres Alltagslebens".

"Wenn jemand gern Toast zum Frühstück isst, müssen wir dafür sorgen, dass ein System vorhanden ist, dass das Brot, den Toaster und den Strom für dessen Betrieb bereitstellt, ohne die Atmosphäre mit zusätzlichen Treibhausgasen zu belasten. Wir lösen das Klimaproblem nicht dadurch, dass wir den Leuten sagen, sie sollen auf Toast verzichten."
Toast ist ein angesengtes Stück lappriges Weißbrot, Allergien auslösend, Krebsleiden begünstigend durch die Röststoffe. Welcher Mensch, der ganz bei Trost ist, isst Toast? Vermutlich der, der auch Zigaretten raucht.
Es gibt sehr viele unnütze und schädliche Dinge um uns herum, bei denen es nur von Vorteil wäre, darauf zu verzichten. Wir werden es nur dann über den Berg schaffen, wenn die Leute von selbst darauf kommen und man es ihnen nicht mehr sagen muss! Vermutlich hören sie gar nicht drauf.
Es geht nicht nur um das Klima und die Wirtschaft, da gibt es noch so einiges zu beachten! Leute, die überzeugend vorleben, dass ein einfaches selbstbestimmtes Leben mit kleinem ökologischen Fußabdruck erfüllend und erstrebenswert sein kann, leisten dazu einen erheblichen Beitrag.


Die wichtigste Einzelmaßnahme ist die politische Einflussnahme z.B. durch Wählen und Einflussnahme auf Politiker, z.B. durch Eingaben an seinen Abgeordneten.
- Starten Sie Aufrufe, schreiben sie Briefe, gehen Sie zu Bürgerversammlungen
- Behalten Sie gleichermaßen im Blick, was vor Ort und für das ganze Land wichtig ist.
- Bewerben Sie sich um ein Amt.

Als Verbraucher
Angebot und Nachfrage regeln den Markt.
Ohne Signale von der Nachfrageseite bleiben die Innovationen, in die Wirtschaft und Staat investieren, letztendlich Ladenhüter.
Hier einige solcher Signale:
- Beziehen Sie Ökostrom
- Senken Sie die Emissionen in ihrem Haushalt (LED statt Glühbirnen, intelligente Thermostate, Dämmung, Wärmepumpen statt Klimaanlage und Heizung mit fossilen Brennstoffen.)
- Legen Sie sich ein Elektroauto zu
- Probieren Sie mal einen Burger auf Pflanzlicher Basis (Reduktion von Fleisch verkleinert den ökologischen Fußabdruck, das gilt auch für Milchprodukte)

Als Berufstätiger oder Arbeitgeber
Bäume pflanzen um CO2 zu binden ist eine nette Geste, denn es zeigt ökologisches Bewusstsein, aber die einfachen Dinge werden das Problem nicht lösen. Möglichkeiten:
- Einführung einer internen Kohlenstoffsteuer (in den Abteilungen der Firma. Dadurch werden klimaneutrale Produkte und Verfahren gefördert. Der Ertrag fließt in den emissionsfreien Umbau der Firma ein)
- Priorität auf Innovationen in CO2-neutralen Lösungen
- Seien Sie ein Early Adopter, steigen sie frühzeitig ein. (Dienstfahrzeige umrüsten, übernehmen neuer Technologien in die Firma)
- Engagieren im politischen Entscheidungsprozess (Lobbyismus)
- Anschluss an staatlich finanzierte Forschungsprojekte
- Innovatoren in der Frühphase durch das Tal des Todes helfen. (Vielversprechende Innovationen fördern)


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zuletzt bearbeitet 28.03.2021 | Top

RE: Buchbesprechung Bill Gates: Wie wir die Klimakatstrophe verhindern

#15 von petias , 28.03.2021 17:09

NACHWORT
Klimawandel und COVID-19


Während Gates im November 2020 an diesem Nachwort schreibt, gibt es weltweit bereits 1,4 Millionen mit COVID-19 Verstorbene. Die Pandemie hat alles verändert, wie wir arbeiten, wie wir leben, wie wir Kontakte pflegen, wie wir kommunizieren.

Aber es gibt auch Hoffnung. Mit Joe Biden als Präsident übernimmt die USA wieder eine führende Rolle in Sachen Klimawandel. China hat angekündigt, bis 2060 CO2-neutral zu sein.

Gates wird, wie er vermutet, viel Zeit mit politischen Führern weltweit verbringen zum Thema Klimawandel und COVID-19.
Das wird er ihnen sagen:

- zuallererst brauchen wir internationale Zusammenarbeit. Was bei der Pandemie mit der Entwicklung von Impfstoffen zu gelingen scheint, muss auch auf den Klimawandel übertragen werden. Die Temperaturen in Texas werden nicht aufhören zu steigen, wenn wir den Anstieg der Emissionen in Indien nicht aufhalten.

- wir müssen unsere Bemühungen an der wissenschaftlichen Expertise der verschiedensten Fachrichtungen orientieren. Das ist bei der Pandemie genau so, wie beim Klimawandel.

- Die Lösungen müssen die Erfordernisse der Menschen erfüllen, die am schwersten getroffen sind.
Covid-19 hat global betrachtet Jahrzehnte des Fortschrittes bei der Bekämpfung der Armut zunichte gemacht. Auch bei den Bemühungen um null Emissionen muss man an die armen Länder denken. Sie sind, obwohl am Wenigsten Verursacher, die am härtesten Betroffenen. Sie brauchen Hilfe, sich an die Erwärmung anpassen zu können.

- für beide globale Herausforderungen ist es nötig, Innovationen anzustoßen, die uns voranbringen.

Gates ist optimistisch, dass wir COVID-19 in 2021 in den Griff bekommen. Er ist auch optimistisch, dass beim Klimawandel echte Fortschritte erzielt werden.
Bei der schweren Wirtschaftsrezession 2008 waren die Maßnahmen gegen den Klimawandel stark eingebrochen. Man sah keine Möglichkeit auf beide Krisen gleichzeitig zu reagieren.
Diesmal, während der Pandemie, ist es anders. Maßnahmen gegen den Klimawandel werden fortgesetzt.

Um dieses Momentum auszunutzen, müssen wir uns im nächsten Jahrzehnt massiv auf Technologien, Maßnahmen und Marktstrukturen fokussieren, die uns auf den Weg bringen, die Treibhausgase bis 2050 zu eliminieren. Das wäre die ideale Antwort auf die Pandemie!


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zuletzt bearbeitet 30.03.2021 | Top

   

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